Bewusstsein, Form und In-Formation

Armin Risi
Die ersten Menschen waren physische Engel: Durch eine Verdichtung von höherdimensionalen Lichtwesen entstanden. Bild: Zu Gang, Gemälde von Silvia Siegenthaler introvision.ch

Die Menschen waren früher nicht primitiv, sondern schöpften aus den geistigen Urquellen und verfügten über ein zeitloses Mysterienwissen, im Sanskrit Veda genannt, das wir heute in einer neuen Ganzheitlichkeit und Aktualität wieder entdecken. So erreicht uns wieder das alte Wissen um die geistige Herkunft des Menschen: Das Leben auf der Erde hat sich nicht aus Materie entwickelt, sondern aus den geistigen Urgründen des Kosmos heraus. Der Kosmos ist multidimensional, ebenso der Mensch. Die sichtbare materielle Welt ist eingebettet in höhere, unsichtbare Welten. Und die materielle Welt als vergängliche Schöpfung ist Ausdruck eines ewigen, spirituellen Urgrundes. Im folgenden Artikel möchte ich die grundlegenden Erkenntnisse des Veda und der Sanskrit-Schriften der vedischen, altindischen Kultur etwas weiter ausführen.

Einheit und Ganzheit

Ganzheitliche Spiritualität bedeutet, dass wir die Realität nicht nur einseitig betrachten, sondern die Ganzheit und damit auch das Gleichgewicht der göttlichen Schöpfung sehen. Gleichgewicht bedeutet immer eine harmonische, dynamische Einheit der Zweiheit und damit eine gleichzeitige Einheit in der Vielheit und Vielheit in der Einheit. Einheit (Nondualität) ist ein Aspekt der Ganzheit, sollte aber nicht mit der Ganzheit gleichgesetzt werden.

Die Ganzheit kann mit einer Kugel verglichen werden. Von einer Kugel sehen wir immer nur eine Seite, wir wissen aber, dass zu ihrer Ganzheit beide Seiten gehören. Ebenso ist klar, dass eine Kugel zwei Pole hat, die gleichwertig sind und sich gegenseitig ergänzen. Die Zweiheit des Schöpfungsgleichwichts kann deshalb als Polarität bezeichnet werden. Die Kugel als Ganzes symbolisiert die Ganzheit, das heisst das untrennbare Zusammenspiel der Pole, angefangen mit Einheit (Nondualität) und Zweiheit/Vielheit (Individualität), maskulin und feminin, Ursache und Wirkung, Objekt und Subjekt, Raum und Zeit und so weiter. Der Fall aus diesem Gleichgewicht führt in die Dualität, die Zweiheit der nicht gleichwertigen, sich gegenseitig ausschliessenden Gegensätze wie gut und böse, Liebe und Hass und das symbolische Bild von Licht und Dunkelheit (= Getrenntheit vom Licht).

Sonne Kugel Armin Risi Radiästhesie
Die Sonne als Symbol für Werden und Vergehen: Die Realität umfasst nicht nur die Unendlichkeit von Raum und Zeit, sondern auch das Raumlose und das Zeitlose, die Ewigkeit. Foto: astronomyisawesome.com

Die zwei Seiten der Dualität, wie Liebe und Hass, sind nicht gleichwertig, weil Hass das Gegenteil von Liebe ist, aber Liebe ist nicht einfach das Gegenteil von Hass. Lüge ist eine verdrehte Wahrheit, aber Wahrheit ist nicht einfach eine verdrehte Lüge.

Das Gute hat immer zwei Gegenteile, das Zuviel und das Zuwenig. Das wirklich Göttliche definiert sich nicht über sein Gegenteil, sondern ist aus sich selbst heraus, und man kann sich immer auf zwei Seiten von diesem Gleichgewicht abspalten – ins Zuviel und ins Zuwenig.

Monismus als halbe Wahrheit

Wenn die Menschen nur noch eine Seite der Ganzheit sehen, entstehen durch diese Spaltung verschiedenste Formen von halben Wahrheiten. Ein Beispiel ist die einseitig-monistische Esoterik: Hier wird nur die Einheit (Nondualität) als Realität betrachtet. Die Einheit wird verabsolutiert, das heisst: Die Ganzheit wird mit Einheit gleichgesetzt und dadurch auf die Einheit reduziert. Die Individualität – das unteilbare, ewige Sein und Bewusstsein – wird als Illusion bezeichnet, weil man glaubt, in der absoluten Einheit gebe es keine Individualität. Dies wiederum führt zur Ansicht, der Satz «Alles ist eins» bedeute, Gut und Böse seien eine Illusion, es gebe letztlich kein Unrecht, alles, was geschehe, sei gut so, wie es ist.

Neben dem esoterischen Monismus ist heute der materialistische Monismus die am weitesten verbreitete halbe Wahrheit bezüglich der Fragen: Was ist Leben? Was ist der Mensch? 

Auch die naturalistische Wissenschaft ist ein Glaube

Monismus bezieht sich auf jene Weltbilder, die den Ursprung von allem auf eine undifferenzierte Einheit zurückführen, sei dies eine abstrakte Nondualität oder, wie im Materialismus, die Totalität der Materie. Materialismus ist der Glaube, dass es nur die physikalische Materie gibt und dass Lebewesen, auch die Menschen, nichts anderes seien als ihr Körper: «Bewusstsein ist ein Produkt des Gehirns, es gibt kein Bewusstsein ausserhalb des Körpers und kein Leben nach dem Tod.» Die Natur wird auf die Materie reduziert, und man akzeptiert nur materielle („natürliche“) Ursachen und nichts „Übernatürliches“, weshalb der Materialismus auch Naturalismus genannt wird. Aber nur schon die Gleichsetzung von natürlich mit materiell zeigt, dass hier eine beschränkte Weltsicht auf die Realität projiziert wird. Wahre Wissenschaft würde die Existenz höherer Dimensionen nicht von vornherein ausschliessen.

Leben aus Materie: die unwahrscheinliche Wahrscheinlichkeit

Proteine und Enzyme sind die Grundbausteine der organischen Materie und bestehen ihrerseits aus Aminosäuren. Einzelne Proteine enthalten bis zu zwanzig verschiedene Arten von Aminosäuren in ganz bestimmter Anordnung und Wiederholung, ähnlich wie verschieden farbige Perlen auf einer Halskette. Proteinmoleküle bestehen aus 100 bis über 1000 Amino-Perlen, und in einer einzigen Zelle gibt es rund 200.000 Proteinmoleküle. Das trifft auf die Zellen im menschlichen Körper genauso zu wie auf den Körper der ersten Einzeller. 

«Wären Lebewesen ein Produkt von Materie, müsste es möglich sein, im Labor aus chemischen Elementen ein keimfähiges Samenkorn zu produzieren.»
Armin Risi

Die entscheidende Frage lautet nun: Wie gross ist die Wahrscheinlichkeit, dass anorganische Materieteile sich zufällig zu Aminosäuren- und Proteinverbindungen zusammenfügten? Intuitiv ist uns sogleich klar, dass diese Wahrscheinlichkeit gleich null ist, und die Mathematik führt zu einem ähnlichen Ergebnis. Und selbst wenn durch eine hypothetische Selbstorganisation der Materie all die unwahrscheinlichen Zufälle dennoch eintreten würden und sich aus anorganischer Materie organische Bausteine gebildet hätten, wäre dadurch nur tote organische Materie entstanden. Aus diesen organischen Bausteinen wäre nie ein lebendes Wesen hervorgegangen. Wären Lebewesen ein Produkt von Materie, müsste es möglich sein, im Labor aus chemischen Elementen zumindest ein keimfähiges Samenkorn zu produzieren. Wir wissen bis ins Detail, aus welchen Bestandteilen ein Samenkorn besteht. Man nehme also diese Bestandteile und produziere ein Samenkorn, aus dem eine Pflanze wächst, das wiederum Samenkörner hervorbringt… funktioniert nicht.

Ist der Mensch ein evolviertes Tier?

Auf der Grundlage des Glaubens, Leben sei aus Materie entstanden, besagt die darwinistischen Theorie, eine bestimmte Linie von Säugetieren habe sich durch eine Serie von Millionen und Abermillionen von nützlichen Genmutationen langsam, Zwischenstufe um Zwischenstufe, in Menschen verwandelt. Stammt der Mensch von den Tieren ab? Wurden Tiere zu Menschen? 

Fakt ist: Es gibt Fossilien von ausgestorbenen Pflanzen und Tieren. Ebenso gibt es ausgestorbene Menschen. Zwischen Mensch und Tier bestehen gewisse anatomische Ähnlichkeiten. Pflanzen, Tiere und Menschen haben bis zu einem bestimmten Prozentsatz genetische Übereinstimmungen. 

Die Frage ist nun: Mit welchem Weltbild interpretieren wir diese Fakten? Die Evolutionstheorie ist eine Interpretation gemäss dem Weltbild des Materialismus. Es besteht jedoch kein einziges glaubwürdiges Modell, das auch nur theoretisch zeigen könnte, wie Einzeller zu Vielzellern, Weichtiere zu Wirbeltieren und zu Insekten, Fische zu Amphibien, Amphibien zu Reptilien und Reptilien zu Vögeln und zu Säugetieren wurden. Zum Beispiel stammen Fledermäuse gemäss Evolutionstheorie von einem spitzmausähnlichen Vorfahren ab. Wie sähe ein lebensfähiges Unikum aus, das sich auf halbem Entwicklungsweg von der Spitzmaus zur Fledermaus befindet? Wie sähen die halbfertigen Flügel und das halbfertige Echolotgehör aus? Dass ein solches Unikum durch zufällige Genmutationen entstehen könnte, ist unmöglich, weil solche abartigen Einzelgänger auf jeder Stufe von der natürlichen Selektion eliminiert worden wären. Und sowieso hätten sie sich nicht paaren können, denn es ist nicht anzunehmen, dass zufällig immer gerade ein zweites, gleiches Unikum des anderen Geschlechts entstanden ist.

Glaubt man aber einmal an die materialistische Interpretation der Evolutionstheorie, meint man plötzlich, überall eine Evolution zu sehen, obwohl faktisch nichts darauf hinweist. Man will sogar in der vorgeburtlichen Entwicklung des Menschen eine Rekapitulation der Evolution sehen: anfänglich Kiemen, dann einen Schwanz und dann, in der Lanugo-Behaarung des Fötus, ein Fell. Diese Fehlinterpretationen sind längst widerlegt, aber auch in heutigen Lehrbüchern werden «spezifische embryologische Merkmale» immer noch gerne als vermeintliche Beweise für die Evolutionstheorie angeführt. Für jedes Argument, das Evolutionstheoretiker anführen wollen, gibt es auch andere, nicht-materialistische Erklärungen. 

Unendlichkeit und Ewigkeit

Was ist eigentlich Materie? Die Bhagavad-Gita, die Bibel Indiens, gibt folgende Definition: «Materie ist unendlich wandelbare Energie.» Gemeint ist, dass die Materie einen unendlichen Fluss von vergänglichen Formen hervorbringt, angefangen mit den Universen. Nur schon im Horizontalen, das heisst in der Vielfalt der physikalischen Welt, ist diese Unendlichkeit überall sichtbar: Jede Schneeflocke, jede Blüte, jedes Blatt, jeder Grashalm – jede natürlich entstandene Form, ob organisch oder anorganisch, ist einzigartig. Die Vielfalt wird noch unendlicher, wenn wir auch die vertikalen Ebenen der Materie, das heisst die feinstofflichen Welten, in Betracht ziehen.

Unendlichkeit bedeutet in der Gesamtheit dieses Begriffs unendlicher Raum und unendliche Zeit. Aber die Veda-Erkenntnis betont: Die Unendlichkeit ist noch nicht alles! Die Realität umfasst nicht nur die Unendlichkeit von Raum und Zeit, sondern auch das Raumlose und das Zeitlose: die Ewigkeit. Ewigkeit bedeutet nicht unendlich lange Zeit, sondern Zeitlosigkeit, das spirituelle Sein jenseits aller Polarität von Raum und Zeit. Die mystischen Wissenschaftler der früheren Zeitalter erkannten dies als Schlüssel zum Mysterium des Lebens: Die Unendlichkeit der materiellen Schöpfung ist eingebettet in die Ewigkeit der raum- und zeitlosen spirituellen Welt. Beides zusammen ist die göttliche Ganzheit. Und diese Ganzheit – als Verbindung von Energie und Bewusstsein (Nondualität und Individualität) – hat beziehungsweise ist ein eigenes Bewusstsein mit Willen, weshalb es heisst: «Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden…»

Form In-Formation Armin Risi Radiästhesie Evolution
Der Urgrund unseres Daseins nach Armin Risi: «Das Leben auf der Erde hat sich aus den geistigen Urgründen des Kosmos heraus entwickelt. Die sichtbare materielle Welt ist eingebettet in höhere, unsichtbare Welten.» Foto: phyx.at

Hinter jeder Form ist In-Formation

Der spirituelle Urgrund der Materie ist Bewusstsein, Gottes Geist, und in der Wirkung auf die Materie zeigt sich dieses Bewusstsein als Information. Form entsteht durch Information, und Information entsteht nicht einfach durch eine angebliche Selbstorganisation der Materie, sondern durch das allumfassende, allgegenwärtige Bewusstseinsfeld Gottes. Da Gott die Ganzheit ist und sowohl Nondualität als auch Individualität umfasst, sind auch wir, als Teile Gottes, individuell, das heisst ungeteilt und unteilbar, mit ewigem Bewusstsein und einem freien Willen.

Das ewige Bewusstsein erzeugt in der Materie Information, weshalb die Materie in jeder natürlichen Schöpfung immer planvoll geschaffene Formen annimmt, angefangen bei der feinstofflichen Urform des Universums über die verschiedenen Stufen der kosmischen Verdichtung bis hin zur Ebene der dreidimensionalen Materie mit der praktisch unendlichen Vielfalt von Pflanzen und Tieren – und selbstverantwortlichen Menschen.

Der Mensch, ein materialisiertes Lichtwesen 

Wenn wir das Mysterienwissen der alten Völker und Kulturen in unsere moderne Sprache übersetzen, so besagt es, dass der Mensch nicht über eine Evolution von Tieren, sondern durch eine Involution entstand, das heisst durch eine Verdichtung von höherdimensionalen Lichtwesen. Die ersten Menschen waren physische Engel, materialisierte Lichtwesen. «Und Gott (hebr. Elohim) sprach: Lasset uns Menschen machen nach unserem Bilde, uns ähnlich. […] Und Elohim schuf den Menschen nach seinem Bilde …» (Gen 1,26f.)

Elohim als Gottesname bezieht sich auf das Kollektiv der Schöpferwesen, die in Einheit mit Gottes Willen leben und die verschiedenen Schritte der materiellen Schöpfung vollziehen. Der Mensch entstand im Abbild der Elohim, indem diese ihren Lichtkörper bis auf die Ebene der organischen Materie verdichteten. Deshalb enthält unser Körper auch heute noch potentiell die Information des Lichtkörpers. 

In der hebräischen Mystik spricht man hier vom Adam Kadmon, dem höherdimensionalen Urbild des Menschen, und vom Adam Rischon, dem irdischen Menschen. Die indischen Quellen sagen, wann diese Verdichtung stattfand: im ersten Zeitalter, Satya-Yuga, vor rund 4 bis 2,5 Millionen Jahren.

Mit einer neuen, wahrhaft ganzheitlichen Wissenschaft öffnen sich viele bisher unbekannte oder übersehene Tore der Erkenntnis. Allerdings besteht hier noch ein grosser Forschungsbedarf, aber diese Forschung ist zukunftsweisend und notwendig, ja überlebensnotwendig, und dazu gehören alle Wissensbereiche: von der Philosophie über die Kosmologie und Archäologie bis hin zur Psychologie und zur Heilkunde. Für die Forschung der materialistischen Wissenschaft, von der Pharma bis zum Militär, stehen heute praktisch unbegrenzte Geldmittel zur Verfügung. Es ist zu hoffen, dass immer mehr auch die spirituell-ganzheitliche Forschung gefördert wird, zum Wohl aller Menschen und des gesamten Planeten.

Autor

Armin Risi
armin-risi@hispeed.ch
armin-risi.ch
Geb. 1962. Philosoph und Sachbuchautor, lebte als Mönch für achtzehn Jahre in vedischen Klöstern in Europa und Indien; seit 1999 freischaffender Schriftsteller und Referent; ist Autor von drei Gedichtbänden und neun Grundlagenwerken zum aktuellen Paradigmenwechsel, unter anderem: Der radikale Mittelweg, 2009, Einheit im Licht der Ganzheit, 2010 und Ihr seid Lichtwesen – Ursprung und Geschichte des Menschen, 2014

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