Einsatz für sauberes Wasser
Bergauf war er meistens in der Spitzengruppe dabei, bergab bremste ihn die Angst oder die Vernunft. Sein Vorbild Ferdy Kübler – Tour de France-Gewinner und Schweizer Meister im Strassenrennen – verkaufte nach seiner Karriere Versicherungen. Das war für Konrad Uebelhart keine Option. Er studierte Architektur und Theologie. Das Theologiestudium brach er bei Halbzeit ab, bildete sich zum Baubiologen weiter und baute 1988 ein baubiologisches Haus mit dem ersten Grasdach in der Zentralschweiz. Es war das Wohnhaus seiner Familie. Uebelhart ist Vater von drei Kindern und Grossvater von acht Enkelkindern. Friedensreich Hundertwasser und Harald Jordan sind ihm grosse Vorbilder in der persönlichen Einstellung zum Beruf des Architekten. Bereits 1923 schrieb Le Corbusier in Fünf Punkte zu einer neuen Architektur: «Das Flachdach ist ein Dachgarten – was durch ein Bauwerk an Bodenfläche verloren geht, erhält der Mensch auf dem Dach zurück, mit einem Mehr an Licht, Luft und Sonne.» Uebelharts Dach ist dicht und blüht in den warmen Jahreszeiten farbenfroh. Er spricht aus Erfahrung: «Ein baubiologisches Haus ist etwas teurer bei der Erstellung. Mehrkosten reduziert oder vermeidet man, indem man schlichter baut. Wenn man den gesamten Kreislauf eines Gebäudes betrachtet, von der Bereitstellung der Baumaterialien über die Nutzungsdauer bis zum Recycling, ist es die günstigere Bauweise.»
Nicht jedes Instrument passt in jede Hand
Für Baubiologen ist der Weg zur Radiästhesie kurz. 1992 besuchte Konrad Uebelhart den Radiästhesiekurs unter der Leitung von Markus P. Fink, dem damaligen Präsidenten des Vereins Radiästhesie und Geobiologie Luzern. Im Laufe der Weiterbildung war er nahe dran Schluss zu machen, denn Fehlmutungen nahmen ihm den Glauben an seine Fähigkeiten. Der Ausbildner Walter Hesoun im Forschungskreis für Geobiologie Dr. Hartmann in Eberbach beobachtete ihn im entscheidenden Modul: «Das Instrument mit dem Du arbeitest, passt nicht in Deine Hände.» Hesoun gab ihm die eigene Winkelrute in die Hand. Diese zeigte bei Uebelhart die Phänomene verlässlich an. Fortan und bis heute arbeitet er damit.
Nach diesem Schlüsselerlebnis öffnete sich ihm die Welt der Radiästhesie. Sein Studienkollege Alois Winiger wurde zum besten Förderer, Wegbegleiter und Freund. In den vergangenen 30 Jahren untersuchte Uebelhart über 2000 Häuser, Wohnungen, Büros, Firmen, Ställe und Grundstücke im ganzen Land: «In mehr als der Hälfte aller Fälle ist nicht die Wasserader, sondern der Strom das grössere Problem. Ich messe zuerst den Elektrosmog mit dem Niederfrequenz- und dem Hochfrequenz-Messgerät. Wenn ich eine Lampe oder einen Radiowecker ausstecke oder eine Sicherung aus- und wieder einschalte, können die Bewohner die Unterschiede am Messgerät ablesen. Diese Messung ist wie ein Türöffner zum Kunden und schafft Vertrauen in die weiteren Untersuchungen.» Mit der Rute sucht er nach geologischen Reizzonen und Netzstrukturen in den Schlafräumen: «Ich kann nicht alle Probleme lösen, kann jedoch zu einer besseren Situation verhelfen. Die Belastungen, unter welchen die Menschen leiden, sind ganz unterschiedlich. Reduziert sich deren Stärke und Summe, kann sich der Organismus regenerieren und zu neuer Kraft kommen.»
Wohl und geborgen
Wir betrachten die letzten baubiologischen Wohnhausprojekte von Konrad Uebelhart. Auffällig: Entgegen dem aktuellen Trend gibt es Vordächer und in den Grundrissen ist kein Flur zu sehen. Dem Hauseingang nähert man sich auf einem mäandrierenden Weg. Vor der Türe lädt ein gedeckter Platz ein, anzukommen, sich zu sammeln, sich zu orientieren. Durch die Haustüre gelangt man direkt in einen Raum. Die Enge eines Korridors gibt es nicht. Uebelhart: «Stell Dir vor, es kommen zehn Leute zu Besuch, draussen regnet es und es gibt nur einen engen Eingang. Die Leute strömen herein, dorthin wo man sich nicht im Wege steht: Einer direkt in die Küche, ein anderer in ein Zimmer dessen Tür grad offensteht und ein Weiterer steht plötzlich im Arbeitszimmer.» Ein Empfangsraum vor und hinter der Eingangstüre hat eine wichtige Funktion: Er sammelt die Energie. Die Freude über den Besuch kann sich entfalten. Begrüssung, erste Worte, der Mantel wird in der Garderobe gelassen, erst dann gelangen die Leute in den Wohnraum.
Uebelhart: «In der Geomantie, im Feng Shui und im Vastu finden wir wertvollen Rat und tausende Tipps, zum Teil sich widersprechende. Ich versuche zu spüren, was die Menschen brauchen.» Die Weisheitslehren waren kein Bestandteil seines Architekturstudiums. Er eignete sie sich im Selbststudium und durch Erfahrung an. «Ein Haus soll technische Anforderungen erfüllen und gleichwertig auch die Gefühlsebene ansprechen. Man soll sich wohl und geborgen fühlen.»
Und warum Vordächer? Uebelhart spricht in Bildern: Häuser ohne Vordach kämen ihm vor, als wäre er bei Regen ohne Hut oder Schirm unterwegs. Und die Fassaden würden bei Regen nass, entsprechend früher müsse saniert werden.
Haus untersuchen
Die Tätigkeiten von Uebelhart haben sich zunehmend auf Hausuntersuchungen und die Quellensuche verlagert. Vor einem Hausbesuch stöbert er in den Geoportalen des Bundes map.geo.admin.ch und geo.lu.ch etwa für den Kanton Luzern und sammelt Informationen zur Lage und Umgebung des Hauses: Kartenmaterial zur Geologie, über allerlei Gefahren, die Geschichte, den Zustand der Gewässer, Grundwasserleiter, Schutzzonen, Strassenlärm und Funkantennen. «Wir Menschen spüren, wenn an unserem Ort etwas nicht stimmt. Eine innere Stimme, ein Gefühl sagt: Dein Platz ist ungünstig. Wir haben ein Problem, können nicht schlafen und sind nicht ausgeruht. Ein Arzt oder eine Therapeutin empfiehlt vielleicht die Wohnung von einem Radiästheten untersuchen zu lassen. Oft leider erst, wenn eine Behandlung oder Therapie nicht anspricht oder eine Therapieresistenz besteht.»
Am Vorabend des Besuchs visualisiert er den Ort der Untersuchung, geht mit dem Ort in Resonanz. Die Geografiekenntnisse helfen ihm dabei. Manchmal träumt er davon: «Wenn ich an der Haustüre klingle und eintrete, habe ich oft das Gefühl, ich sei schon an diesem Ort gewesen. Ich weiss sofort, was zu tun ist.» Den Termin hat er telefonisch vereinbart, ohne nach Informationen zu fragen. Seine Arbeit bezeichnet er als Blindversuche. Die Messungen und Wahrnehmungen werden in einen Grundrissplan eingetragen. Erst nach der Untersuchung wird über die Gründe des Engagements und das Ergebnis diskutiert. Das intuitive Vorgehen ist Bestandteil seiner Arbeit. «Mit der Elektrosmogmessung, der radiästhetischen Mutung und dem Blick in die Geomantie erhalte ich einen umfassenden Blick auf die Wohnsituation. Die Kenntnisse in Architektur und Baubiologie sind hilfreich. Vorhandene Probleme sollen nicht von einer Disziplin in eine andere verschoben werden!» Ein mehrseitiger Standardbericht wird ausgefüllt. Das erleichtert die Arbeit und verhindert, dass wichtige Elemente übersehen werden. «Beim anschliessenden Gespräch ist wichtig, gut zuzuhören, auch zwischen den Zeilen. Die Menschen entscheiden selber, was sie umsetzen möchten und können.» Die Mitwirkung der Klienten ist ihm wichtig und für nachhaltigen Erfolg entscheidend. Harmonisierungen mit Steinen oder anderen Entstör- und Abschirmmethoden gibt es bei Uebelhart nicht. Wenn beim Bettplatz ein Problem vorliegt, wird nach der Ursache gesucht und diese wenn möglich behoben, das Bett verschoben oder ein Zimmerwechsel empfohlen: «Ich suche immer eine bessere Lösung, habe vielleicht nicht immer die Beste, aber eine Bessere. Erst zweimal gab ich die Empfehlung, die Wohnung zu verlassen.»
Quellen suchen
Für die Wassersuche besorgt sich unser Experte diverses Kartenmaterial zum Boden, dem Untergrund und der bestehenden Wasserversorgung in der Umgebung. Niemand anderem soll Wasser abgegraben werden. Er geht mehrmals mit der Rute ins Gelände. Manchmal empfiehlt er eine 2D-Geländetomografie durch eine Spezialfirma, eine wissenschaftliche Methode, welche den geologischen Schichtverlauf darstellt. Die Frage, wo tatsächlich Wasser fliesst, kann durch die Geländetomografie nicht beantwortet werden. Es braucht den Rutengänger.
Auf die Trefferquote angesprochen, bleibt Uebelhart zurückhaltend. Eine Prozentzahl zu nennen, klinge überheblich. Lieber bleibe er bescheiden, dankbar und demütig. Es habe einmal eine Fehlgrabung gegeben. Der Kunde wollte oberhalb der Liegenschaft Wasser finden, um es mit natürlichem Gefälle zum Haus zu leiten. Die Stelle lag hoch im Gelände. «Ich habe ihm erklärt, dass er mit einer Fehlgrabung rechnen müsse. Wir wagten es trotzdem. Der Bagger konnte 8 Meter tief graben, es floss kein Wasser. Das war unangenehm, aber nicht tragisch. Am selben Tag wurde ein zweites Loch gegraben. In 6 Metern Tiefe fliesst dort bis heute bestes Trinkwasser. Man darf sich bei dieser Arbeit in keiner Art und Weise unter Druck setzen lassen und Erwartungen erfüllen wollen.»
Radiästhet im Gefängnis
2020 suchte Konrad Uebelhart für einen pensionierten Brunnenmeister Wasser. Er beklagte in seinem abgelegenen Haus seit 17 Jahren Wassernot in den Wintermonaten. Nach Beobachtungen und Mutungen reichte Uebelhart bei der Bauverwaltung eine detaillierte Orientierung zu einer Testgrabung mit Plänen und schriftlichem Einverständnis der Landeigentümer ein. Bei erfolgreicher Grabung würde das Baugesuch für die Quellfassung nachgereicht, bei Misserfolg das Terrain wieder in den Ursprungszustand versetzt. Auf diese Eingabe einen Monat vor der Grabung gab es keine Reaktion. Das wurde als Einverständnis interpretiert. Die Grabung war erfolgreich. In sechs Metern Tiefe floss Wasser. Nun drei Monate auf eine Baubewilligung zu warten, wurde nicht in Betracht gezogen. Der Kunde selbst sorgte während 24 Jahren dafür, dass bei allen Einwohnern der Gemeinde Wasser aus dem Hahnen floss. Uebelhart glaubte, es wären alle froh, wenn der Kunde vor einem weiteren Winter ohne Wasser bewahrt werden würde.
In vier Tagen wurde eine Brunnenstube, ein vierzig Meter langer Pumpschlauch zum Haus und ein kleines Reservoir erstellt, das Terrain fachgerecht hergerichtet und das offizielle Baugesuchsformular nachgereicht. Die Gemeinde leitete es an das kantonale Baudepartement weiter, mit der Empfehlung zur Genehmigung. Doch anstelle einer unbürokratischen Unterschrift unter dem Gesuch, wurden die Anwälte eingeschaltet. Diese reichten bei der Staatsanwaltschaft Strafanzeige ein. Begründung: Bauen ohne Baubewilligung. Die Staatsanwaltschaft verhängte eine Busse von 1.000 Franken, plus 600 Franken Gebühren. Bei Nichtbezahlen eine Ersatzfreiheitsstrafe von 10 Tagen. In den folgenden zweieinhalb Jahren entstand ein Aktenberg von 250 Seiten, Gerichtsrechnungen von 4.800 Franken und eigener enormer Zeitaufwand. Die Urteile vom Bezirks- und Obergericht betrachtet Uebelhart als ungerechtfertigt: «Bezahlen gleich anerkennen. Das ist keine Option für mich. Das Verfahren ist ein Armutszeugnis für das Baudepartement und die Justiz. Für Horizontal- und Vertikalbohrungen in die Tiefe ist klar, dass eine Baubewilligung vorliegen muss. Da geht es um grössere Mengen Wasser, die gefördert werden sollen – nicht bloss um 0.5 Liter pro Minute wie in diesem Fall.» Im Sommer 2023 verbrachte er 10 Tage in der Justizvollzugsanstalt Lenzburg AG. Es war seine Form von Protest gegen das Urteil. Die Baubewilligung wurde schliesslich erteilt und die Arbeiten seien korrekt ausgeführt worden – wie ein Gutachten attestierte. Einsitzen musste er trotzdem.
Das Schweizer Fernsehen sendete im September 2023 im Format 10 vor 10 einen Beitrag zu diesem Fall. Ein einseitiges Porträt über den Wasserschmöcker Uebelhart. Die aus seiner Sicht interessanten Aussagen fehlen. Die aufmerksamen Zuschauer haben die Kernaussage jedoch verstanden: Dieser Rutengänger findet Wasser. Aufgrund der Sendung haben mehrere neue Klienten mit ihm Kontakt aufgenommen. Konrad Uebelhart versöhnlich: Die Klausur habe ihm nicht geschadet. Neue Projekte warten auf ihn, darauf mag er seine Energie ausrichten.
Auf das abgebrochene Theologiestudium angesprochen: «Ich empfand das Studium sehr kopflastig. Man wurde in eine bestimmte Schiene gelenkt. Vor einigen Jahren wurde mir bewusst, dass meine Arbeit auch ein Beitrag zum Seelenwohl ist. Ich gehe noch in die Häuser, zu den Menschen. Dabei bin ich keiner Institution, sondern unmittelbar den Menschen und meinem Gewissen gegenüber verantwortlich.»
Praxis-Tipp von Konrad Uebelhart
Gerne zitiere ich Friedensreich Hundertwasser mit den fünf Häuten. Meine Tipps sind kursiv hinzugefügt.
Die erste Haut: die natürliche Haut. Pflege und trage Sorge zu Deiner Haut und zu Deinem Körper.
Die zweite Haut: die Kleidung. Bevorzuge natürliche Materialien. Auch beim Bett: Kein Metall und kein Strom in der Bettumgebung. Ein Schaf-, Lama- oder Kaschmirfell als Bettdecke und unter dem Leintuch auf der Matratze. Die gängigen Daunendecken nehmen nur 10–15 Prozent Feuchtigkeit auf im Vergleich zu einem Fell. Tagsüber diffundiert die nachts aufgenommene Feuchtigkeit in die Raumluft. Morgens und abends die Wohnung stosslüften.
Die dritte Haut: das Haus des Menschen. Die Gebäudehülle sollte diffusionsoffen, also atmungsaktiv konstruiert sein. Mineralische Putze und Biofarben gewährleisten dies. Dann sind auch Dachbegrünungen und Solarpanels auf dem Dach kein Problem. Armierter Beton ist im Kellergeschoss und als stabiles und wasserdichtes Fundament sinnvoll. In den Wohn- und Schlafgeschossen empfehle ich
Naturbaustoffe wie Backstein, Lehm und Holz.
Die vierte Haut: das soziale Umfeld und die Identität. Die Beteiligung an und die Stellung in der Gesellschaft. Mein Mitwirken, meine Haltung und Position wirken auf mich zurück und stärken meinen Selbstwert.
Die fünfte Haut: das globale Umfeld – Ökologie und Menschheit. Wie benehme ich mich in der kurzen Zeitspanne meines Lebens hier auf der Erde? Fühle ich mich eingebunden und als Teil der Menschheitsfamilie? Trage ich Sorge zu unserer Lebensgrundlage? Wieviel (Luxus) brauche ich zum Leben?
Ich ergänze gerne mit einer sechsten Haut: die geistige und spirituelle Heimat. Sich mit den Fragen des Seins zu befassen, gibt Sinn und Halt auf der Lebensreise von der Geburt bis zum Tod.
Konrad Uebelhart
CH-6017 Ruswil LU
Anmeldung für Seminare:
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geobiologisch.ch
Architekt, Baubiologe, Radiästhet, Feng Shui Berater
Redaktor Daniel Linder
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