Perlen aus dem Archiv

Hellsehen Hawaii Freedom long Radiästhesie
Max Freedom Long (1890–1971), amerikanischer Sprachforscher, besuchte ab 1918 Hawaii.

Hellsehen

Eines Tages hatte ich mir vorgenommen, einmal zu versuchen, die Gedanken anderer zu lesen. Ich wählte als Arbeitsraum eine Lesehalle. Ich fixierte meine Blicke auf den Hinterkopf eines Studenten, schaltete meine eigenen Gedanken aus und wartete, ob sich Eindrücke einstellen würden. Auf diese Weise praktizierte ich mit Intervallen von zehn Minuten mehrere Tage lang, bevor die ersten Resultate spürbar wurden.

Es kamen Augenblicke, wo Gedanken oder Eindrücke in mir auftauchten, als ob ich mich an etwas erinnere. Da ich aber wusste, dass diese Erinnerungen nichts mit eigenen früheren Erlebnissen zu tun hatten, nahm ich sie als Gedanken der anderen Person auf, deren Gedanken ich zu lesen versuchte. Einigen meiner engsten Freunde wagte ich, von meinen Versuchen zu erzählen, um von ihnen zu hören, ob ich ihre Gedanken richtig erfasste. Meistens fing ich belanglose Gedanken auf, etwas ziellos Gedachtes, wobei das Bewusstsein nicht aktiv eingespannt gewesen war. So erhielt ich zum Beispiel erinnerungsartige Eindrücke von einem neuen Kleid, das beschafft werden sollte oder von der Absicht, Eislaufen zu gehen oder von schüchternen Liebesgedanken eines jungen Mannes. 

Bald schon ging ich meinen Freunden auf die Nerven, oder besser gesagt, sie wurden vorsichtig und zurückhaltend gegenüber meinen Versuchen, in ihre Gedanken Einblick zu nehmen. So waren sie mir für mein Experiment nicht weiter von Nutzen und ich richtete meine Aufmerksamkeit nun auf einen jungen Mann, dem ein träumerisches Wesen eigen zu sein schien.

Zunächst las ich aus seinen Gedanken das Bild eines seltsamen kleinen, schwach erleuchteten, versteckt gelegenen, doch ersehnten Raumes, der nur rohe Einrichtungsgegenstände und Feldbetten enthielt. Später kam mir der Eindruck eines kleinen alten Chinesen, der vorstehende Zähne und fast kein Kinn hatte. Er schien mit meinem jungen Mann etwas zu bereden, doch konnte ich nicht hören, worum es ging. Später erfuhr ich den Namen des Chinesen. Er wurde Eichhörnchen genannt. Das amüsierte mich, und ich überlegte, ob ich wegen der vorstehenden Zähne und des zurücktretenden Kinns diesen so passenden Namen vielleicht selbst erdacht haben könnte. Schliesslich kam mir zum Bewusstsein, dass die Versuchsperson sich fast dauernd sehnte, und zwar nach diesem Raume, …dem Chinesen und nach etwas, das mit beidem in Zusammenhang stand und …geschmeckt werden konnte.

Als ich genug solcher Daten zusammengetragen und mir klar geworden war, was den jungen Mann bedrückte, sprach ich ihn eines Tages an, stellte mich vor und begann, ihn auszufragen. Das Resultat aber war, dass er ärgerlich und aufs energischste meine Vermutungen bestritt.

Auch der nächste Schritt meines ziemlich langen Experimentes brachte mich mit dem gleichen Raum und dem Chinesen in Verbindung, obgleich ich anfangs nicht einmal ahnen konnte, dass eine solche Beziehung bestand.

Als ich nämlich eines Tages versuchte, die Gedanken eines anderen jungen Mannes zu lesen, war ich ganz bestürzt, in seinem Kopf die gleiche Sehnsucht, und das Bild des gleichen Raumes und des Chinesen wiederzuerkennen. Diesmal aber erkannte ich mehr Furcht als Sehnsucht. Die Furcht lag im Widerstreit mit der Sehnsucht nach einem besonderen Geschmack, den ich wie in meinem eigenen Körper spürte oder fühlte. Was mich aber vor allem überraschte, war das Wiederauftauchen des Namens Eichhörnchen in Verbindung mit dem gleichen Chinesen. Schliesslich machte ich mich an diesen zweiten Studenten heran und befragte auch ihn. Ich sagte ihm, ich hätte das Gefühl, dass er sich vor etwas fürchte und ich fragte ihn, ob das stimme. Er wurde blass und gab mir in gewisser Hinsicht recht.

Ich begann dann, von dem Raume und dem Chinesen zu erzählen. Er fing an zu zittern und fragte, wer das verraten habe. Ich versicherte ihm aber, dass ich keine konkreten Informationen habe. Ich erzählte ihm vielmehr von meinen Gedankenlese-Versuchen und sagte ihm, dass ich eine überraschende Ähnlichkeit zwischen seinen Gedanken und denen des anderen jungen Mannes festgestellt habe, der sein Freund zu sein schien. Immer noch blass und zitternd, überlegte der Mann eine Weile, dann aber lachte er nervös und bestritt alles, sogar, dass er Angst gehabt habe. Er gab mir den Rat, mich um meine eigenen Angelegenheiten zu kümmern.

Es sollte noch einige Monate dauern, bis ich der ganzen Sache auf den Grund kam und endlich erfuhr, dass alles, was ich erkannt zu haben überzeugt war, tatsächlich stimmte.

Eine Gruppe junger Leute hatte aus Neugier begonnen, Opium zu rauchen. Der Chinese, dessen Räume sie dabei zu benutzen pflegten, wurde tatsächlich Eichhörnchen genannt. Ich hatte auch sein Gesicht richtig gesehen. Die Opiumraucher waren einer nach dem anderen der Sucht verfallen.
Die beiden jungen Leute, deren Gedanken ich in der Studierhalle richtig gelesen hatte, gehörten zu dieser Gruppe. Der erste von ihnen zeigte keine Furcht, er war nur süchtig nach dem Rauch. Der zweite aber war nicht nur süchtig, sondern hatte zugleich Angst, die Gewohnheit könne ihn vielleicht so sehr versklaven, dass er sie nicht mehr zu brechen imstande sei.

Kommentar: Der geschilderte Fall lässt erkennen, dass die Erlernung des Gedankenlesens beim Unterbewusstsein oder niederen Selbst zu beginnen hat. Denn das bewusste Selbst kann durch eigene Anstrengung nicht lernen, selbst Gedanken zu lesen. Man muss also dem niederen Selbst die Zügel locker lassen und sich geistig entspannen. Dabei sollte man eine erwartungsfreudige innere Haltung einnehmen und einfach warten, was das Unterbewusstsein zustande bringt, nachdem man ihm vorher aufgetragen hat, das Experiment durchzuführen.

Die meisten Menschen können lernen, die einfachen Aktionen der Psyche zu nutzen. Allerdings ist dazu Übung nötig. Manche lernen schneller als andere, manche scheinen dafür sogar eine natürliche Begabung zu besitzen. Das Gleiche gilt auch für das Erlernen hypnotischer Suggestionen, der Telepathie, der Kristallomantie sowie für die Entwicklung des Gespürs für Vorahnungen. 

Letzteres gilt nur eingeschränkt, weil nur das hohe Selbst Angaben über die Zukunft vermitteln kann und zwar auch nur über den Teil von ihr, der bereits kristallisiert ist oder dabei ist, sich als Zukunftsfaktum zu verdichten. Nach der Huna¹-Lehre lässt sich die noch nicht kristallisierte Zukunft nicht voraussehen.

Um den Kontakt zu einer Person zustande zu bringen, deren Gedanken man lesen möchte, muss nach der Huna-Lehre das unterbewusste Selbst einen Faden aus Aka oder Schattenkörpersubstanz aussenden, um sich mit dem Unterbewusstsein der Versuchsperson zu verbinden. Das muss durch Telepathie, Hypnose oder im Gebet geschehen. Im letzteren Falle kommt die Verbindung über das hohe Selbst zustande. Alle Gebete sind telepathischer Natur.

Das Unterbewusstsein hat die seltsame Fähigkeit, einen Teil seines Schattenkörpers ausstrecken zu können, ähnlich wie eine Amöbe einen Teil ihres Körpers ausstreckt, um eine Art Hand zu bilden, mit welcher sie ein Nahrungsteilchen ergreift. Im Sprachschatz der Kahuna-Lehre gibt es verschiedene Worte um diesen Vorgang zu beschreiben. Zunächst bildet sich eine Hand, die sich der Person, mit der man in Kontakt kommen möchte, entgegenstreckt. Hat die Hand die Person erreicht, so ist es nötig, in deren Schattenkörper einzudringen, etwa wie ein Speer in einen dichten physischen Körper hineinstösst.

Es sei nochmal betont, dass nach der Huna-Lehre jeder sein Unterbewusstsein veranlassen kann, eine solche Annäherung abzuweisen.
Voraussetzung dafür aber ist, dass der Betreffende weiss, dass ein fremdes Sein ihn zu berühren und in sein Inneres einzudringen beabsichtigt. Die Abschirmung erfolgt durch eine Willensanstrengung des mittleren Selbsts oder des bewussten Geistwesens der betreffenden Person. Ebenso kann eine hypnotische Suggestion abgewiesen werden. 

Ist der Kontakt mit einem Subjekt hergestellt, das kein Widerstreben zeigt, so ist der nächste Schritt, dass ein Schattenstoff-Faden die beiden Individuen miteinander verbindet. Längs dieses Fadens fliesst dann ein Strom niederen Manas oder niedrig gespannter Vitalkraft. Über den so geschaffenen, elektrisch geladenen Draht schickt das Unterbewusstsein des Gedankenlesers einen winzigen Teil seiner Empfindungsorgane bis an das andere Ende und beobachtet, welche Gedanken durch den Kopf des Subjekts gehen. Diese Gedanken werden dann als Gedankenformen oder gedankliche Schattenkörper individuell nachgeformt, gehen mit dem Vitalkraftstrom zum Gedankenleser und werden dem Bewusstsein seines mittleren Selbsts präsentiert. Ein ähnlicher Vorgang vollzieht sich, wenn Gedächtnisfakten auf Wunsch vom niederen Selbst präsentiert werden. Auf diese Weise werden die Gedanken der Versuchsperson dem durch sein mittleres Selbst verkörperten Gedankenleser kund. 

Der vorige Absatz enthält Kenntnisse von unschätzbarem Wert. Es hat Jahre gedauert, bis man den verborgenen Sinn hinter den Worten fand, die einst die Kahunas benutzten und bis man schliesslich erkannte, was sich beim Gedankenlesen abspielt. Um diesen äusserst wichtigen Mechanismus ganz klar herauszuarbeiten, sollen seine Details noch einmal angesprochen werden.

Das Erste und Wichtigste was es zu verstehen gilt, ist die Tatsache, dass das niedere Selbst in seinem Schattenkörper ein genaues Abbild jeder Zelle, jedes Gewebes und jedes Organs des physischen Körpers besitzt und somit auch alle Sinnesorgane in genauer Nachbildung enthält. Wäre das nicht der Fall, so müssten die Geister, die durch die Vermittlung von Medien mit uns in Verbindung treten, zu erkennen geben, dass sie taub, stumm und blind sind, was den Tatsachen aber widerspricht. 

Der Beweis dafür, dass die sensorischen Organe genaue Gegenstücke im niederen Schattenkörper besitzen, geht aus verschiedenen Experimenten hervor, bei denen Personen ihre niederen Selbste dazu brachten, ohne Benutzung der körperlichen Augen, Ohren und Gefühle Verbindungen zu Dingen herzustellen und Sinnesempfindungen davon zu erfahren.

Kuda Bux, den wir bereits als Feuergeher kennenlernten, konnte seine Sehempfindung von den physischen Augen weg auf seine Rückenhaut verlegen und bei verbundenen Augen die Überschriften von Zeitungen lesen, die man gegen seinen blossen Rücken hielt.

Ich hatte Gelegenheit, einen blinden Rechtsanwalt zu beobachten, der in einem Laden langsam seinen Weg durch einen wahren Irrgang von Theken und Ausstellungsgegenständen fand. Er verliess sich dabei ganz und gar auf seine geschulte Fähigkeit, durch Projektion der Sinnesorgane seines Schattenkörpers die im Weg stehenden Hindernisse zu erspüren.

Kriegsblinden brachte man übrigens vor kurzem bei, Hindernisse, die sich in ihrem Weg befinden, zu erfühlen. Dabei ging man von der Annahme aus, dass sich beim Blinden die Gehörempfindung steigern lässt. Man benutzt einen kleinen Schnepper und der Lernende horcht auf das Echo des klickenden Lauts. Mit der Zeit lernt er, es immer deutlicher wahrzunehmen und aus seiner Stärke auf den Abstand bis zu einer Wand, einer Tür oder einem anderen festen Gegenstand zu schliessen. Es wurde nun aber festgestellt, dass bei Schneefall die Fähigkeit dieser Entfernungsschätzung verloren geht. Die Schneeflocken absorbieren aber den Schall nicht stark genug, um dieses Phänomen zu erklären. Beim Vorhandensein einer Projektion aus Schattenkörpersubstanz berührt diese die Schneeflocken und meldet deren unmittelbare Nähe, anstatt das Vorhandensein der weiter entfernten Gegenstände anzuzeigen. Natürlich kann ein gut geschultes Unterbewusstsein durchaus die Fähigkeit besitzen, das Schallecho von entfernten Objekten aufzufangen und daraus die Entfernung zu schätzen. Doch selbst in solchen Fällen dürfte die Empfindlichkeit des körperlichen Ohrs allein kaum ausreichen, so dass auch hier die Annahme der Schattenkörperprojektion als zusätzliche Hilfe herangezogen werden müsste.

Bei spiritualistischen Sitzungen haben Medien oft Gelegenheit, unter gewissen Bedingungen und für eine gewisse Zeit ihren physischen Körper zu verlassen. Während dieser Zeit, wo sich der physische Körper in Tieftrance oder in völlig gefühlslosem Zustand befindet, stellen solche Medien fest, dass ihre Sinnesempfindungen viel feiner reagieren, als wenn sie sich der dichten physischen Körperorgane bedienen. Auch stellen sie fest, dass sie viel schneller und schärfer denken können, wenn sie sich in ihrem Schattenkörpern ausserhalb des physischen Körpers befinden. 

Verlässt eine Persönlichkeit ihren Körper für längere Zeit und begibt sich dabei zu fernen Plätzen, so spricht man von Astralwanderungen. Bei solchen Besuchen entfernter Plätze oder Personen werden diese ganz genau erschaut.

Der Unterschied zwischen Gedankenlesen und Astralwanderung hängt davon ab, ein wie grosser Teil des niederen Schattenkörpers ausgesandt wird. Wird nur ein kleiner Teil des Schattenkörpers ausgestreckt, so verbleibt das Zentrum des Bewusstseins mit dem grössten Teil des Schattenkörpers im physischen Körper. Wird aber der überwiegende Teil des niederen Schattenkörpers ausgesandt, so dass lediglich ein dicklicher Faden aus Schattensubstanz (Astralschnur) zurückbleibt, um den Schattenkörper mit dem physischen Körper in Verbindung zu halten, so geht das Zentrum des Bewusstseins notwendigerweise mit dem grösseren Teil des Schattenkörpers und befindet sich dann tatsächlich an dem fernen Platz, den dieser besucht. Das wirft die Frage auf, ob es möglich ist, sich nach der Rückkehr von einer Astralwanderung an das Gesehene zu erinnern. Die Huna-Lehre erklärt, wie Erinnerungen zustande kommen und wir haben bis heute keine bessere Erklärung dafür. Erinnerung beruht auf Gedanken, die durch eine Art Aufprägung auf winzig kleine Teilchen aus Schattenkörpersubstanz gespeichert werden. Die Erzeugung von Gedanken scheint nicht nur allen drei Geistwesen des Menschen möglich zu sein, sondern auch Tieren und anderen Formen des Lebens. Alles Denken vollzieht sich mit Hilfe von Vitalkraft einer bestimmten Spannung. So wie sich ein Gedanke formt, erhält er einen eigenen Körper aus Schattensubstanz und dieser wird mittels eines Fadens aus der gleichen Substanz (möglicherweise auch durch direkten Kontakt) mit anderen Gedanken verbunden, die vorher kamen und solchen die nach ihm kamen. Das ist die einfache Erklärung für die Gedankenassoziation der modernen Psychologie.

Sobald ein Gedanke erzeugt und auf ein bisschen Schattenkörpersubstanz aufgeprägt ist, wird letzteres vom niederen Selbst ergriffen und in dem Teil des niederen Schattenkörpers gespeichert, der normalerweise derjenigen Gehirnpartie zugeordnet ist, die sich mit den Erinnerungsfaktum befasst. Im normalen Wachzustand liegen diese Gedankenformen in den Geweben des Gehirns bereit und wenn das mittlere Selbst sich eines Faktums zu erinnern wünscht, zum Beispiel des Namens eines Freundes, so findet das niedere Selbst es an der Stelle, wo es im kombinierten Doppelorgan Gehirn-Schattenkörper-Gehirn gespeichert ist und hält es dem mittleren Selbst bereit, damit dieses es erfasst. Gedächtnisvorgänge werden in Kettenform erinnert, wobei mit der verlangten Erinnerung jeweils assoziierte Erinnerungen zusammen herausgezogen werden.

Erinnern wir uns zum Beispiel des Namens einer gelegentlichen Bekanntschaft, so erinnern wir uns gleichzeitig daran, wie der Betreffende aussah, wie seine Stimme klang und wo wir ihn zu sehen gewohnt waren. Die Gedächtnisleistung kann daher durch sorgfältige Beachtung assoziierter Ideen oder Gedankenformen beträchtlich gesteigert werden. Wir erinnern uns, dass die Kahunas solche assoziierten Gedankenformen Trauben nannten. Sie meinten damit die Vereinigung der Gedankenformen zu Gruppengebilden. Eine Weintraube scheint den Mechanismus sehr genau zu illustrieren, weil jede einzelne Beere am Stiel befestigt ist, der Stiel wiederum am Zweig, der Zweig am Weinstock, der durch seine Wurzel mit der Erde und durch sie mit allen anderen Dingen in Verbindung steht, die in der Erde wurzeln.

Die Tatsache, dass der Denkprozess Vitalkraft erfordert, ist durch die Experimente mit den Körper- und Gehirnwellen klar genug demonstriert worden. Doch handelt es sich dabei nicht um Wellen, ähnlich den Radiowellen – das ist für uns ein Punkt von entscheidender Wichtigkeit -, sondern diese Wellen sind eng auf den Körper begrenzt. Grafische Aufzeichnungen der Wellenbewegungen winziger elektrischer Entladungen durch Nerven- und andere Körpergewebe lassen erkennen, dass während des Schlafes der Linienverlauf ein anderer ist. Das deutet darauf hin, dass das niedere Selbst sich beim Denken im Zustand des Schlafens und Träumens einer Vitalkraft von anderer Spannung bedient. Die markantesten Kurven irregulären Verlaufs kennzeichnen die kombinierte Denkarbeit des niederen und des mittleren Selbstes während der wachen Stunden des Tages. Bei Zuständen von Bewusstlosigkeit wird fast keinerlei elektrische Aktion aufgezeichnet und die Linien des Diagramms verlaufen ganz flach. Bei epileptischen Anfällen verlaufen die Kurvenlinien vor dem Höhepunkt der eigentlichen Attacke sehr steil nach oben, gehen aber nach dem typischen Fall – also wenn Bewusstlosigkeit eintritt (und wahrscheinlich das niedere und mittlere Selbst den physischen Körper zeitweilig verlassen) – auf Null zurück. 

Für Leser, die an solchen Fragen speziell interessiert sind, darf ich darauf hinweisen, dass Epilepsie das Resultat immer wiederkehrender Angriffe niederer, ausserkörperlicher Geister zu sein scheint. Sind diese in der Lage, das niedere Selbst des Kranken zu überwinden, so absorbieren sie binnen weniger Minuten die Vitalkraft des Körpers, trotz dessen Versuchen, sich der Beraubung zu widersetzen. Dass Vitalkaft entfernt wird, liegt in solchen Fällen auf der Hand. Das zeigt sich an der schliesslichen Bewusstlosigkeit und der nachfolgenden, nur langsamen Wiedergewinnung von Bewusstsein und Körperkraft. Die Vitalkraft bildet sich aus der Nahrung, die der Mensch zu sich nimmt. Man muss sich vorstellen, dass, nach dem räuberischen Abzug von Vitalkraft durch ein niederes Selbst oder ein untermenschliches Wesen, der Blutzucker nach und nach oxydiert wird, wodurch dann neue Vitalkraft erzeugt wird. Das normalerweise im Körper des Befallenen wohnende niedere und mittlere Selbst-Paar kann bei dem räuberischen Überfall aus dem Körper ausgetrieben werden und kehrt dann vielleicht erst nach einer gewissen Zeit wieder zurück. Die Rückführung in den Körper geschieht durch die verbindende Schnur aus Schattenkörpersubstanz, die als feste Verbindung zwischen diesen Geistwesen und dem dichten, physischen Körper bestehen bleibt. In Fällen, die ich beobachten und untersuchen konnte, hat sich die Hypnose als segensreiche Hilfe erwiesen, da durch sie die Widerstandsfähigkeit des Patienten gegenüber solchen periodischen Attacken wesentlich gestärkt werden konnte. Das Phänomen ist eng verwandt mit dem des Persönlichkeitswechsels in Fällen von multipler Persönlichkeit. Es ist ferner verwandt mit Besessenheitsfällen, die zu Geisteskrankheit führen und bei denen oft durch Insulin-Schock-Therapie dem eingedrungenen fremden Geistwesen der Aufenthalt im gestohlenen Körper so verleidet werden kann, dass es sich wieder zurückzieht und den rechtsmässigen Inhabern des Körpers die Rückkehr ermöglicht.

Der Mechanismus des Ausstreckens eines Teils oder der Hauptmasse des Schattenkörpers (des niederen oder mittleren Selbsts, wie zum Beispiel bei bewussten Astralwanderungen) verdient ein genaueres Studium. Beim derzeitigen Stand der Untersuchungen, über die ich hier berichte, kann ich nicht genau sagen, wie sich die Aussendung eines Schattenkörperfadens über einen Raum hinweg oder die Aussendung der Hauptmasse des Schattenkörpers, vielleicht über einen halben Kontinent hinweg, vollzieht. Als beste Annahme bietet sich folgende an.

Wird Schattenkörpersubstanz mit Vitalkraft aufgeladen und durch das Bewusstsein zur Wirkung gebracht, so ruft sie, dank ihrer magnetischen Natur Anziehungs- oder Abstossungsimpulse als Antriebskräfte hervor. Wir können diese Wirkung in etwa mit dem Ausstrecken einer Hand vergleichen, wie es die Kahunas taten. Wenn wir eines Tages zur vollen Erkenntnis des betreffenden Mechanismus vorstossen, so werden wir sicher sehen, dass der Magnetismus eine grosse Rolle spielt, besonders wenn es gilt, die geradezu heftige Anziehung zu erklären, mit der Astralwanderer in den Körper zurückgezogen werden, wenn dieser gestört wird.

Beim Gedankenlesen und in der Telepathie werden die von einer Person erzeugten Gedankenformen ihr nicht etwa von anderen weggenommen. Es ist vielmehr erwiesen, dass durch den Akt des Erfühlens und Erspürens Duplikatformen – also gewissermassen Abdrücke – der von der Versuchsperson oder vom Partner einer telepathischen Übertragung gedachten Gedanken genommen werden. Auch ist klar, dass wir immer, wenn wir uns an einen Vorgang erinnern, durch den Erinnerungsprozess ein Gedankenform-Duplikat des betreffenden Vorgangs erzeugen. So lernt man zum Beispiel ein Gedicht durch wiederholte Erinnerung der Gedankenformen seiner Worte und Zeilen, bis schliesslich alle assoziierten Gedankenformtrauben stark und dauerhaft genug sind und vom niederen Selbst leicht wiedergefunden und in den Brennpunkt des Oberbewusstseins gehoben werden können. Man denke daran, dass das mittlere Selbst keiner Erinnerung fähig ist. Es kann in seinem Schattenkörper keine Gedankenformen speichern. Würde es beim Tode von seinem niederen Selbst getrennt, so wäre es nicht mehr fähig, sich zu erinnern, wer oder was es einmal gewesen ist. Im Falle einer solchen Trennung ist es tatsächlich ein recht bedauerliches Geistwesen.

Das niedere Selbst bewahrt alle unsere Gedanken in seinem Schattenkörper auf. Wir sind daher nach unserem Tode fähig, uns aller Erfahrungen und Erkenntnisse zu bedienen, die wir zu Lebzeiten gesammelt haben. Erinnerungen und Erfahrungswerte sterben also nicht beim Zerfall des Hirngewebes unseres toten, physischen Körpers. Die Annalen der psychischen Forschung sind voll von Fällen, in denen Tote zurückkehrten und mit Lebenden durch Medien oder sonstwie verkehrten. Der volle Beweis für das Weiterleben nach dem physischen Tode ergibt sich aus der durch zahllose Fälle belegten Tatsache, dass Tote sich der Ereignisse ihrer physischen Leben genau zu erinnern vermögen.

Anmerkung

1 Huna – hawaiianisch für verborgen, geheim.
Schamanisches Wissen.

Aus Geheimes Wissen hinter Wundern von Max Freedom Long. Deutsch von Dr. F. Walter. Die amerikanische Originalausgabe erschien 1948 unter dem Titel The Secret Science Behind Miracles

Autor

Max Freedom Long (1890–1971), amerikanischer Sprachforscher, besuchte ab 1918 Hawaii. In vielen Gesprächen versuchte er, den Geheimnissen dieser Insel und der Lebensphilosophie der Hawaiianer auf die Spur zu kommen.
maxfreedomlong.com

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