Perlen aus dem Archiv – Candi
Vom Primat des Geistes
Der Grundsatz aller Radiästhesie aber, auf dem letzten Endes alle Methoden beruhen, ist die absolut überwiegende Vorherrschaft des menschlichen Geistes. Sie ist die einzige solide Methode der radiästhetischen Forschung. Wie, das will ich Dir zeigen.
Das ernste radiästhetische Bemühen steht und fällt mit einer vierfachen geistigen Funktion, die ich Dir, mein lieber Tschü, wie ein Evangelium und in der Sprache meines Meisters und Freundes E. Christoph hierhersetze:
1. die Orientation mentale
2. die Convention mentale
3. die Interrogation mentale
4. eine noch diskutierte, von mir aber oft praktizierte Concentration des ondes.
1. Was ist die Orientation mentale (OM)? Was ist sie nicht? Und wie bedient man sich ihrer?
Die Orientation mentale oder auch der Accord mental ist der vom Forscher (statt Pendler) vor jeder Untersuchung bewusst und geistig ausgesprochene Wunsch, empfindsam zu werden für die Ausstrahlungen, die ihn interessieren, mit Ausschluss aller andern und die gesammelte Aufmerksamkeit des Geistes auf diesen Wunsch. Durch diese Aufmerksamkeit und den Gebrauch des Verstandes (Intelligence) und der Sinne entsteht eine radiästhetische Abdichtung gegen alles, was nicht Gegenstand der Untersuchung ist.
Das ist an sich nichts Besonderes. Ich kann in einem Orchester die Klarinette oder aus einer Bach-Fuge das Thema aufs Korn nehmen und mit Ausschluss aller andern Instrumente beziehungsweise Variationen, die Klarinette oder die Fuge verfolgen. Aufs Korn nehmen, zielen, das wäre die Orientation mentale – und ihr Schlagwort.
Die OM hat somit nichts mit Suggestion zu tun. Es handelt sich nicht darum, finden zu wollen. Wer Wasser finden will, beeinflusst schon seinen DM (Dynamischer Messer – Candis Wort für Pendel, Anm. Redaktion). Nichts widerspricht der OM mehr als dieser Wille, um jeden Preis eine Strahlung zu finden. Es geht also um einen ganz passiven Willen und eine geschärfte aktive Empfindsamkeit. Ich wünsche (nicht ich will) empfindsam zu werden für die Ausstrahlungen des Wassers, mit Ausschluss jeder anderen Strahlung. Das wäre eine gültige Formel für die Arbeit.
Bei der Anwendung der OM achte wohl darauf, klar und genau den Zweck des Suchens zu formulieren; – dabei sei ausdrücklich die Bedingung inbegriffen, empfindsam für eine Strahlung zu werden, wenn sie existiert; – sei aufmerksam auf den formulierten Wunsch, ohne den Geist mühsam zu spannen, stelle innerlich alles beiseite, was mit dem augenblicklichen Suchen nichts zu tun hat – mache Platz für das Kommen des gewünschten Strahles. Dann bedienst Du Dich der OM richtig.
2. Was ist die Convention mentale (CM) und was ist sie nicht?
Reagiert der DM ohne weiteres, wenn die OM richtig vollzogen ist oder wie reagiert er, wenn es darum geht, nun die Strahlungen, die man wünscht, zu empfangen? Es wird einen guten Teil unserer ersten elementaren Übungen ausmachen, zu beobachten, ob und wie der DM unter bestimmt gegebenen Bedingungen reagiert und ob dabei auf ein allgemeines immer gültiges Gesetz abgestellt werden kann oder nicht. Jedenfalls gehorcht der DM unbedingt und ausnahmslos, wenn seine Bewegungen geistig ausgemacht (verabredet) werden, vorausgesetzt, dass diese Bewegungen dem DM naturgemäss sind. Man kann also eine Abmachung treffen auf Kreisbewegungen, rechts herum, wie die Uhrzeiger laufen oder links herum, wie der Tramführer den Motor stoppt. Man kann dagegen nicht verlangen, dass der DM vertikal hüpft, denn das geht gegen seine Natur.
Man hat gegen die CM den Einwand erhoben, sie fälsche die Angaben der Strahlen. Aber lebt das Leben des Alltags nicht von der CM? – Was sind alle Sprachen und Dialekte, was sind die Zeichen beim Rechnen anderes als CM? Die CM ist also nicht etwa eine ausschliesslich der Radiästhesie eigene Tätigkeit. Sie beherrscht bei genauem Zusehen den Alltag. Sie stellt ebensowenig die Zuverlässigkeit und Richtigkeit des Empfanges der Strahlen in Frage, wie die Striche und Punkte der Morsetelegraphie, die genaue Übertragung eines Telegrammes. Wir werden uns noch näher mit der CM zu befassen haben, wenn wir nämlich unsere Vereinbarungen mit dem DM treffen müssen. Für heute merke Dir nur noch: sobald man radiästhetisch mit dem Gegenstand, den man erreichen will, in Berührung ist (durch die OM), wird alles, was sich daraus ergibt, ob man das will oder nicht, CM, das heisst Mittel der Interpretation; ob man nun auf Farben, auf Serien, auf Témoins (Zeuge, Odträger, Anmerkung der Redaktion) oder auf die gleich zu erklärende Interrogation mentale abstellt. Selbst der hie und da heilig gesprochene Pendel ist im Grunde nichts anderes als ein auf CM beruhendes Hilfsmittel. Es geht nämlich auch ohne und anders.
3. Was ist die Interrogation mentale (IM)?
Auch die IM ist keine der Radiästhesie ausschliesslich eigene geistige Funktion. Jeder, der irgend ein Problem angreift, fragt sich (unbewusst) innerlich: «Wie werde ich das machen?» Der ganz grosse Unterschied ist nur der, dass man bei der radiästhetischen Arbeit ein Instrument in der Hand hält, den DM, der dank der vorausgegangenen CM fähig ist, unmittelbar auf die Frage eine genaue Antwort zu geben, unter der Bedingung, dass es sich nicht darum handelt, die Zukunft zu erfragen; dass ausserdem die geforderten Angaben in Beziehung stehen zu einer im Augenblick der Arbeit vorhandenen Wirklichkeit und dass endlich ein unzweideutiges Verhältnis besteht zwischen der gestellten Frage und der zu erwartenden Antwort, etwa wie zwischen einer bestimmten Krankheit und ihrem Heilmittel.
4. Wenngleich die Concentration des ondes (CO) nicht zu den elementarsten Bedingungen der Radiästhesie gehört, sondern zu einer besonderen Art ihrer Ausübung, so nehme ich sie doch hierher und voraus, weil sie die Macht des menschlichen Geistes auf dem Gebiete der Radiästhesie in besonderer Weise dartut.
Um deutlich zu sagen, was die CO ist, nehme ich ein Beispiel. Angenommen, ich bin irgendwann irgendwo und werde gefragt: «Gibt es in der Nähe unterirdische Wassergänge?» Ich kann dann, was Mermet nennt: «faire le tour d‘orizon», mich dort, wo ich stehe, um meine eigene Achse drehen, in der einen Hand den DM, die andere ausgestreckt nach dem Horizont (oder auch nicht). Oder ich kann wünschen, die Strahlen auf einen bestimmten Punkt zu sammeln (concentrer). Für den zweiten Fall kann ich meine Uhr, einen Aschenbecher, einen Kieselstein, einen Korkzapfen oder was es auch sei, nehmen, hinlegen und um den gewählten Gegenstand herum, der nun das Zentrum meiner Nachforschung wurde, mein Wasser suchen, auf hundert Meter oder mehr, je nachdem wie ich das wünsche, denn alle sind auf den Gegenstand meiner Wahl zusammengekommen.
Diese Technik beweist unbestreitbar die absolute Vorherrschaft der OM in der Radiästhesie, denn der zum Strahlenzentrum gewählte Gegenstand ist nicht einmal ein Témoin, wie es in unserm Falle ein Fläschchen Wasser wäre.
Man kann sich hierbei nicht auf Syntonisation (Abstimmung, Anm. Red.) auf Grund von Identität oder Analogie der Materie berufen, sondern es ist ausschliesslich der menschliche Geist, der Gedanke, der alle Arbeitsbedingungen schafft, denn die Strahlen werden hierbei nicht auf einen wirklichen Témoin gesammelt, den man in der Hand hält, sondern auf einen freigewählten Punkt, der durch Vereinbarung zum Zentrum ernannt wurde und der absolut gar keine substantielle Beziehung zu dem suchenden Gegenstand (in unserem Falle Wasser) hat: Damit soll das Phänomen der Syntonisation nicht geleugnet werden, sondern es soll damit endgültig gezeigt werden, dass es im Bezirke der Radiästhesie um die souveräne Monarchie des menschlichen Geistes geht und dass jedes radiästhetische Bemühen, das den überwiegenden Einfluss der OM leugnen würde, von vorneherein zum Dilettantismus verurteilt wäre.
Denke über diese Dinge nach, mein lieber Tschü, und Du wirst zu Deiner Verwunderung sehen, wie nun alle noch so gelehrte Fachwissenschaft von ihren Thronsesseln herunterzusteigen beginnt, um zu dienen und Dienerin seiner Majestät des menschlichen Geistes und der menschlichen Intelligenz zu werden. Liest Du dann dazu nochmals den Anfang dieses Briefes, so wirst Du verstehen, was für eine erhabene hohe Aufgabe dem ernst betriebenen radiästhetischen Studium im Bereiche der Geisteswissenschaften zukommt und dass es sich dabei um weittragende weltanschauliche Fragen handelt.
Für den ersten Schritt aber in die Wunderwelt der Radiästhesie merke Dir als Motto: «Und wenn ihr nicht werdet wie die Kinder … », sondern euch benehmt wie die Gelehrten vom Fach und immer fragt «Warum?», dann werdet ihr es in den radiästhetischen Studien nie zu etwas bringen.
Das nächste Mal werde ich Dir Näheres über Dein Handwerkzeug sagen und Dir vor aller Arbeit einige gute Ratschläge aufschreiben, deren Befolgung ich dir heute schon recht empfehle – Wie Du es weisst und es gewohnt bist, grüsst Dich
Dein Candi.
Aus Candi – Radiästhetische Studien, Briefe an Tschü, Anregungen in 35 Briefen, 1943. Auszug aus dem 3. Brief.
Candi
Radiästhetische Studien
Briefe an Tschü
Die 35 Briefe an Tschü wurden ursprünglich in Neue Zürcher Nachrichten veröffentlicht.
Reprint im Verlag RGS
Bestellen: verlag@pendeln.org
Autor
Pater Prof. Mohlberg OSB alias Candi: Als Archivar hat er im Vatikan Bücher gesehen, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind. Das hat seinen Glauben an die Radiästhesie begründet und gestärkt.
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