Sich von innen fühlen

Umgebinde-Fachwerkhaus Blankenhain, Thüringen, Baujahr 1785: Mit minimalstem energetischem Aufwand ein optimales Ergebnis erreichen. Foto: Anke Plehn

Gefangen in der Dreidimensionalität unseres kollektiven Glaubens und getrennt von der Natur beschränkt sich unser Welt- und Selbstbild auf das, was wir über unsere fünf Sinne wahrnehmen. Die Informationen, die unsere Sinnesorgane aus unserem Umfeld filtern, werden von Rezeptoren in elektrische Impulse umgewandelt und mittels Nervenfasern als Erregung zum Gehirn weitergeleitet. Dort passiert ein Informationsabgleich mit Sinneseindrücken aus erlebten Situationen, mit Glaubenssätzen, mit im Unterbewusstsein abgespeicherten Gedankenmustern, Gefühlen und Vorstellungen darüber, was wir in der Welt für möglich halten. Bei diesem automatisch ablaufenden Check spielen die angeborenen Bedürfnisse eine wesentliche Rolle. 

Dieser individuell unterschiedliche Wahrnehmungsprozess führt dazu, dass im Ergebnis ein Bild von unserem Umfeld entsteht, welches es nicht wirklich gibt und das der Weisheit unseres Körpers oft widerspricht. Die Informationen aus der äusseren Wahrnehmung der fünf Sinnesorgane, die diese als elektrische Impulse ans Gehirn leiten, werden also subjektiv verarbeitet, an unser individuelles Bild von der Welt und an unser ganz eigenes individuelles Selbstverständnis angepasst, von unserem Mindset manipuliert.

Sind Sie sich über diesen Vorgang bewusst? Möchten Sie das Mindset erforschen und gegebenenfalls ändern, indem Sie lernen, das was ist, beobachtend wahrzunehmen – ohne moralische Bewertung? 

Mit einem wachen Geist können Sie selbst ganz bewusst das Mindset auf Tauglichkeit für ein gesundes Leben überprüfen und für ein gesundes naturkonformes Umfeld sorgen. Wie das geht? 

Eine selbstwirksame Erfahrung 

Menschen, die von der heute als modern propagierten Architektur überzeugt sind und die Formen-, Farben-, Bauteil- und Baustoffauswahl, das Dämmen und Abdichten sowie smarte Entwürfe nicht hinterfragen, werden sich vergleichsweise lange Zeit in Räumen aufhalten können, die weder gesund noch ökologisch sind. Die Sinneswahrnehmung ist von der Natur entfremdet und der unmittelbare Kontakt zum Körper gestört. 

Die meisten Menschen sind erst bereit zu prüfen, ob ihr Umfeld für ihre Gesunderhaltung geeignet ist, wenn Symptome auftreten, schmerzhafte Erfahrungen sie aus ihrem gewohnten Alltag reissen. 

Vielleicht gehören Sie zu den Neugierigen, die 2001 vor der Eröffnung das leere jüdische Museum von Architekt Daniel Libeskind in Berlin besucht haben. Ich nutzte die Möglichkeit und konnte erfahren, wie Architektur uns physisch aus dem psychischen Gleichgewicht bringen kann. Der Zickzackbau aus Titanzink mit unterirdischen Achsen, schiefen Wänden, unklimatisierten Betonschächten und schweren Türen erschütterte mein Herz zutiefst. 

Niemand war da, der mir beim Rundgang Halt gab, als ich mitten in einem schmalen langen Raum angesichts der ungewohnten Lichteinfälle durch die schiefen Fenster und die geneigten Böden ins Wanken kam. Keiner der mich umgebenden Wände vertraute ich, weil auch die mir schräg vorkamen. Ich konnte nicht anders, als mir selbst zu vertrauen und setzte mich hin, damit ich zu mir finden und mich erden konnte. Als ich mir bewusst gemacht hatte, dass diese Raumwirkung nichts mit meinem wahrhaftigen Sein zu tun hat, konnte ich aufstehen. Ich musste mir selbst helfen wollen. 

jüdisches Museum berlin Libeskind
Jüdisches Museum Berlin: Deutsch-jüdische Geschichte erfahrbar gemacht.
Foto: Jens Ziehe

Das gelang bis ich den nächsten Raum betrat. Als ich mich suchend nach einem Licht, einem Fenster umsah, krachte hinter mir die Tür zu. Der Schock traf mich. Pure Angst. Nur durch einen schmalen Schlitz drang Tageslicht. Es brauchte eine Weile, bis ich wieder klar denken konnte. Die Türe hatte einen Hall erzeugt, der erfahrungsgemäss zu einer schweren Stahltür gehört. Ich ertastete die Türe und bekam sie nicht auf. Was nun? Wie mich bemerkbar machen? Wieder kroch die Angst in mir hoch. Ich beobachtete das lähmende Kribbeln in den Beinen. Dann hörte ich Stimmen. Die nächsten Besucher kamen. Ich verliess den Raum. Daniel Libeskind wollte mit dem blossen Museumsgebäude deutsch-jüdische Geschichte erfahrbar machen. Bei mir ist es ihm bestens gelungen.

Tiefe Resonanz

Nach dieser Erfahrung brauchte ich Jahre, bis ich das heilende Potential in der Frage anerkannte: Wie, wo und womit wollen wir planen und bauen? Um Gebäude und Freiräume aus unserem wahrhaftigen Sein heraus und mit der Natur zu erschaffen, lenkte ich meine Berufung in eine neue Richtung, der Mut war grösser als die Angst. 

Die Architektur ist mit der irdischen und kosmischen Natur mehrdimensional verbunden. Jeder Stein, jeder Baustoff, jedes Bauteil bringt sowohl stoffliche wie energetische Informationen mit. Alles Gebaute und Gestaltete besitzt das Potential unsere Identität zu ändern. Gebäude können uns krank machen oder zu unserem Wohlergehen beitragen. 

Die Welt ist ein komplexes Wirkungsgefüge, zu dem wir gehören und das jeder einzelne Mensch permanent miterschafft. Wenn wir uns als Wesen verstehen, das mit der kosmischen und irdischen Natur energetisch und informell zutiefst und unabtrennbar verbunden ist, wollen wir mit der Natur planen und bauen. Wir können nicht mehr anders als zu unserer inneren Wahrheit zu stehen. Weil alles, was wir erschaffen, gestalten und zulassen, wirkt auf uns zurück. 

Ich glaube Menschen, die den Schöpfer in sich anerkennen, wollen  nur noch mit weitestgehend belassenen Naturbaustoffen bauen und sanieren. Sie wollen auf energetisch entstörten Grundstücken leben, wollen Luft, Boden und Wasser von Schadstoffen freihalten. Sie vermeiden Materialien, die nach der Nutzung Sondermüll sind, die bei der Rohstoffgewinnung den Menschen und der Erde schaden, bei denen die Transportwege lang sind, die zur Herstellung einen hohen Wasser- und Energiebedarf benötigen und die Stoffe enthalten, die Toxine ausgasen. 

Baubiologie
Zweifamilienhaus Stange in Troisdorf: Dem lebensbejahenden Bauen folgt Fülle in fast allen Bereichen.
Foto: Udo Heimermann

Perma-Architektur 

Perma-Architektur anerkennt die in der Natur vorzufindenden Lebensprozesse, die Ordnungsprinzipien, wie den Goldenen Schnitt, die Fibonacci-Zahlenfolge, Polaritäten, organische Formensprache, Formendiversität. Sie wertschätzt die Ressourcen Boden, Wasser, Luft, Bio- und Atmosphäre und entsteht aus einem ganzheitlichen Selbstverständnis und dem Gefühl des Einsseins mit der irdischen und kosmischen Natur. 

Biologische und ökologische Aspekte haben Vorrang vor wirtschaftlichen Aspekten. Perma-Architektur folgt dem Prinzip der Natur: Mit minimalstem energetischen Aufwand ein optimales Ergebnis zu erreichen, angeregt durch eine klare Absicht – sprich Information.

Im Mittelpunkt steht die kurz- und langfristige Erfüllung der uns angeborenen Bedürfnisse und der aller folgenden Generationen. Dem lebensbejahenden Planen und Bauen folgt erfahrungsgemäss Fülle in fast allen Bereichen. 

Perma-Architekten und alle Menschen, die sich ihrer Verbundenheit mit ihrem Mitfeld bewusst sind, anerkennen den objektiven Anteil des uns angeborene Schönheitsempfindens. Das bedeutet, dass die eigenen Wahrnehmungen und Ideen mit der Natur synchron schwingen. Die Planer und Handwerker fühlen sich eins mit Allem und denken selbstbestimmt. Die Sinnesorgane sind resistent gegenüber der Beeinflussung von aussen. Bauwerke entstehen aus dem wahrhaftigen Sein heraus. 

Sepp Holzer, Sennerin und gewaltfreie Kommunikation 

Mein Weg zurück in die Zukunft führte durch schmerzhaft erfahrene Lebensbrüche, die meine Sehnsucht nach innerem Frieden, nach Geborgenheit und Freisein anfeuerten. Ich wollte meinen Wurzeln vertrauen können, mich aufmachen um unbegrenzte Möglichkeiten zu erkennen, mich entfalten, forschen, anderen begegnen, die Welt erfahren, lernen – das alles wollte ich wieder fühlen! Im Alltag. Immer. Doch wie? 

Die Erkenntnisse der Neuen Physik, der Epigenetik, der Hirnforschung, das Wissen von Eckhardt Tolle, mein Baubiologiestudium, das Permakultur-Projekt mit Sepp Holzer in Italien, meine Mitarbeit als Sennerin auf einer österreichischen Bio-Alm und die Mediatorausbildung auf Basis der gewaltfreien Kommunikation halfen mir zu verstehen, dass Architektur und Bauen nur Heilung bewirken können, wenn sie aus dem Herzen, aus einem gefühlten Einssein mit Allem erschaffen werden. Aus diesem Gefühl heraus zeigt sich eine ungeahnte Fülle an gestalterischen und bautechnischen Möglichkeiten, die statt pathogen zu wirken, das Leben auf der ganzen Erde und das eines jeden Lebewesens fördern.

Unbegrenzte Natur

Eingebettet in Bio- und Atmosphäre interagiert jedes noch so kleine Haus mit seinem Standort. Es gibt eine physikalische und chemische Wechselwirkung zwischen Bauwerk und Grundstück sowie einen informell-energetischen Austausch.

Wird der gesamte Planungs- und Bauprozess von der Rohstofferkundung und -gewinnung bis zum Gebäuderückbau, der Entsorgung und Wiederverwertung unter Einbezug der Kategorien Energie und Information betrachtet, zeigt sich, dass es in der universellen Natur keine abgeschlossenen Systeme gibt, dass alles in ihrem grossen Wirkungsgefüge eingebunden ist, in Beziehungen lebt, miteinander in Resonanz geht und leben will.

Alle Ausdrucksformen der Natur, so auch der Mensch sind räumlich und zeitlich unbegrenzt über das von Physikern als Quantenfeld bezeichnete Nichts miteinander verwoben. Dieser scheinbar leere Raum ist tatsächlich voller Energie, die sich bewegt und schwingt, Informationen überträgt. Das Quantenfeld ist die Welt, hinter der wir mit unseren Sinnen wahrnehmen und mit der sich feinfühlige Menschen intuitiv verbunden fühlen. Hochsensible, die ihrer Intuition vertrauen und sie pflegen, verfügen mit der Zeit über einen immer komplexer werdenden unbewussten Wissensschatz. Ich glaube, dass die Feinfühligkeit zunimmt. 

Frühere Baumeister verfügten weder über unsere Technik noch das Wissen, um Gebäude statisch zu berechnen. Dennoch erschufen sie riesige Kathedralen, Türme und Gebäude, die viele Jahrhunderte überdauern, die oft viel besser an die Gegebenheiten ihres Standortes angepasst und aus regionalen, für die ortstypische Witterung bestens geeigneten Materialien gebaut sind und sich harmonisch in die Landschaft einfügen. Allein: Fehlende Wertschätzung und Kriege führen zu ihrer Vernichtung.

Friedens-demo Leipzig
Anke Plehn spricht bei der Friedensdemo in Leipzig: Zukunft aktiv gestalten.
Foto: Frank Höfer

Die Zukunft leben

Menschen, Planer und Handwerker erweitern ihre Wahrnehmung. Sie erschaffen mit einem auf das Hier und Jetzt ausgerichteten Bewusstsein eine menschenwürdige, dem menschlichen Sein entsprechende Zukunft. Intrinsisch motivierte Menschen helfen der Natur und sich selbst bei der Heilung und Regeneration.

Wer in sich hineinhorcht und das physische äussere Körpergefühl immer mehr loslässt, um sich von innen zu fühlen und sich aus einem unbeschwerten tiefen Gefühl des Einsseins mental und emotional mit seinem erträumten Zuhause verbindet, setzt einen kreativen Schöpfungsprozess in Gang. Türen und bisher ungeahnte Möglichkeiten öffnen sich. Ihre Vorstellung von einem gesunden Zuhause zeigt sich. 

Ausserdem nehmen Sie über Ihren Körper wahr, welche Konsequenzen das Verwirklichen Ihrer Vorstellung für Sie, für die Natur und für andere Menschen, heute und in folgenden Generationen hat.

Mit dem Ziel vor Augen und aus dem freudigen Gefühl heraus, an Ihrem Kraftort bereits angekommen zu sein, wird Ihnen zunehmend auffallen, was Sie in Ihrem bisherigen Umfeld und in Ihren Räumen stört.

Das ist der Moment, in dem Sie sofort beginnen können, Ihre Zukunft zu leben. Die Zukunft können Sie gestalten durch eine Veränderung im gegenwärtigen Moment, an dem Ort, an dem Sie sich gerade aufhalten.

Praxis-Tipps von Anke Plehn

Wenn der Zugang zum Tiefensinn versperrt ist, führe Deine Sinneswahrnehmung liebevoll zurück zur Natur:
• Verzichtete auf alle Haushaltschemie. Nutze stattdessen Effektive Mikroorganismen, Soda, Essig, Kern- und Gallseife, einfach nur Wasser.

• Verzichte auf jegliche Kosmetik und chemischen Sonnenschutz, indem Du Deine Haut trainierst. Ihre Funktionen Abtrennung und Verbinden unterstützt. Morgendliche Ganzkörper-Bürstenmassage mit einem Lächeln. Lenke Deine Aufmerksamkeit bewusst auf das Hautgefühl, gehe gedanklich liebevoll unter die Haut.

• Wie fühlst Du Dich ohne Schminke, Parfüm, Nagellack, ohne gefärbte Haare, Piercing und Tatoo? Wozu dienen Dir Deine Verschönerungen und die Körperpflege mit Mitteln, die Deinem Körper fremd sind? Sie verhindern, dass Du Dich selbst erriechen kannst? Machst Du es, weil es alle so machen oder gefällst Du Dir nicht, so wie Du bist? Welche Gedanken, Glaubenssätze und Gewohnheiten verhindern, dass du Dich voll und ganz akzeptiert, Deinen Körper annehmen und fühlen kannst, Dich liebst? 

• Belebe Körperreize durch kalte und warme Räume, kaltes Händewaschen und morgendliches kaltes Duschen.

• Trainiere Deinen Tastsinn, Dein Fingerspitzengefühl durch sanftes Streicheln Deiner Haut und fühle einmal die gestreichelte Haut von innen und dann die streichelnden Finger. Spüre Deinen Körper beim
Tätigsein, indem Du Deine Aufmerksamkeit in die Hände, zum Beispiel beim Möhrenschälen und in die Beine, zum Beispiel beim Fahrradfahren lenkst. 

• Traue Deinen Augen zu, sich selbst vor der Sonne zu schützen, ohne Sonnenbrille. Sie sind Lichtorgane und brauchen viel Tageslicht, damit wir gut sehen. 

• Gehe spazieren, wandere, alleine, in Stille, setze Dich an einen See, sei mit der Natur und horche in Dich. Was hindert Dich auf Dich selbst und Deinen Körper zu hören?

• Beobachte Deinen Atem. Atme langsam tief über die Nase ein und den Mund aus und fühle dem Atem nach, das Heben und Senken der Brust.

• Scanne Deinen Körper regelmässig vom Kopf bis zu den Füssen oder umgekehrt, um jeden Körperteil zu erfühlen und zu entspannen.

Berücksichtigst Du diese Tipps, wird es Dir gelingen, Dich selbst und Dein Umfeld besser wahrzunehmen.
Du wirst spüren, was Dir gut tut und beginnen, Dir selbstbestimmt Dein Wohlfühlzuhause zu erschaffen – vielleicht auch mit Hilfe Dritter. Komme bei Dir zu Hause an, an Deinem Kraftort!

Autorin

Dipl.-Ing. Architektin
Anke Plehn
D-04289 Leipzig
architektin@ankeplehn.de
ankeplehn.de
Baubiologin, Mediatorin,
Kommunikationstrainerin, Autorin von Wetterextreme, Katastrophen, unwirksamer Klimaschutz – Fakten, Zusammenhänge,
Hintergründe und Lösungen
, BoD 2020, Vision einer neuen Erde –Band 1, 324 Seiten, BoD 2017, Vision einer neuen Erde –Band 2,
512 Seiten, BoD 2018,
Freudenleicht und Dunkelschwer: Die Geschichte vom weissen und schwarzen Drachen, Engelsdorfer Verlag 2016

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