Von Amalgam und Gold
Marlene Ceeh-Mayrhofer-Grüenbühl: Alle Kunststoffe haben Nebenwirkungen. Wenn ein Patient zum Zahnarzt kommt, ist wichtig, dass man die Indikation stellt, wo soll Amalgam, wo Kunststoff, wo Gold verarbeitet werden? Kunststoffe dürfen bei tiefen Füllungen oder pulpennahen, bei dem Nerv nahen Füllungen nicht verwendet werden, weil die herausgelösten Monomere, die über die Säure vor allem durch die Speisen gelöst werden, die Pulpa schädigen, also den Zahnnerv. Da habe ich viele Beispiele dafür, dass Leute, die sich Amalgam herausnehmen lassen und mit Kunststoff ersetzen, Probleme erhalten. Ich hatte einen Fall vor 35 Jahren, der sich alles rausnehmen und Kunststoffe einfüllen liess. Dann habe ich von zehn Zähnen bei acht Zähnen Wurzelbehandlungen machen müssen. Das waren schlimme Entzündungen, die in den Knochen gelangt sind. Mit dem Amalgam wäre das nicht passiert.
RR: Welcher Stoff ist optimal für eine Zahnfüllung?
Marlene Ceeh-Mayrhofer-Grüenbühl: Das Optimale wäre eine gute Mundhygiene und so wenig Füllungen wie möglich. Ein kariesfreies Gebiss. Ich habe mich mit den Nahrungsmitteln beschäftigt. Das geht Hand in Hand, weil alle Füllungen schlecht werden, wenn die Ernährung und die Hygiene nicht stimmen. Das hat sich in den letzten 50 Jahren sehr verändert. Früher haben wir uns von Gemüse im Garten und von Biofleisch ernährt, das wirklich bio war. Heutzutage sind es verarbeitete Nahrungsmittel, Umweltgifte und Schadstoffe. Das hängt alles zusammen.
Gold ist sicher besser als Amalgam und Kunststoff. Aber Gold nur dann, wenn es mit Phosphatzement einzementiert wird. Gold wird oft mit Kunststoff einzementiert und wenn das tiefe Füllungen sind, können sie die Pulpa schädigen.
RR: Wie ist der finanzielle Unterschied?
Marlene Ceeh-Mayrhofer-Grüenbühl: Das Amalgam geht bei uns in Österreich auf Kasse. Das ist eine Spanne zwischen 35 und etwas über 100 €, 130 € bei einer Höckerdeckung. Amalgam lässt sich spannungsfrei einbringen, weil es eine Art Paste ist, die man gut verarbeiten kann. Mit Amalgamschnitzen lässt sich ein Zahn wiederherstellen. Wenn man das sorgfältig unter hygienischen Kautelen¹ einbringt, ist das die optimale Lösung. Für einen Privatpatienten, der eine Zusatzversicherung oder das nötige Kleingeld hat oder sich das leisten will, sind Goldfüllungen und -kronen optimal. Es gibt wenige Menschen, die sagen, dass sie Gold nicht vertragen. In den Mund werden Goldlegierungen eingebracht, die ausgetestet wurden und die wenig Schadstoffe haben. Das normale Schmuckgold ist dazu nicht geeignet. Es muss ein Zahngold mit zusätzlichen Härtestoffen sein.
Gold ist die bessere Lösung als Kunststoff. Bei kleinen Füllungen kann man Kunststoff verwenden, der sich aber schnell abradiert, Spalten kriegt und quellen kann. Wenn man Amalgam gut einbringt, quillt es nicht und bildet keine Spalten. Es hängt von der Feinmotorik des Zahnarztes ab, wie sorgfältig er arbeitet. Eine Goldfüllung kostet bei mir zwischen 350 und 750 €, eine Goldkrone rund 800 €. Metallkeramik-Verblendkrone 800 €. Hast du Belastungen?
RR: Ich habe Metallbelastungen. Zur Zeit bin ich am Ausleiten.
Marlene Ceeh-Mayrhofer-Grüenbühl: Darf ich bitte fragen, wie alt Du bist?
RR: 58.
Marlene Ceeh-Mayrhofer-Grüenbühl: Im Zuge der Evolution und des Veränderns unserer ökologischen Lebensumstände nehmen wir ganz andere Schadstoffe und Nährstoffe zu uns, Schadstoffe ungewollt, Nährstoffe und Lebensmittel, weil sie nun belastet angeboten werden. Es hat einen Zusammenhang mit dem Alter des Menschen, wie er sich bewegt, in welcher Verfassung er ist, wie er körperlich trainiert ist und wie er mental drauf ist. Es gibt eine sogenannt psychogene Amalgamintoleranz. Im Gegensatz zu amalgam-nonsensitiven Personen fand man bei amalgamsensitiven Personen deutlich erhöhte Anzeichen für eine Somatisierung, Ängstlichkeit und Depressivität.
RR: Wie gehst Du als Zahnärztin vor, um Klienten bei deren Behandlung vor unerwünschten Nebenwirkungen zu schützen?
Marlene Ceeh-Mayrhofer-Grüenbühl: Wenn ein Patient das erste Mal zu mir kommt, bekommt er einen Fragebogen und ich bespreche mit ihm die ganze Anamnese². Medikamente, Erkrankungen und seine Gesundheit. Wie sehen seine Mahlzeiten und die Mundhygiene aus. Ich bin auch Hypnose-Zahnärztin und habe viele Angstpatienten. Da habe ich eine eigene Vorgehensweise, um dem Patienten die Angst zu nehmen. Das Erstgespräch ist dafür da, sich kennenzulernen, dass er meine Fragen beantwortet, sich mir anvertraut und man sich gegenseitig mag. Manchmal fragt ein Patient: «Wozu interessieren Sie sich dafür, was ich für Medikamente nehme und was für gesundheitliche Probleme ich habe?» Ich bin Allgemeinärztin, Kieferchirurgin und Hypnoseärztin. Für mich ist der Mensch eine Gesamtheit und deswegen erfrage ich einiges, wenn der Klient es zulässt. In der Hypnoseausbildung habe ich noch besser gelernt, was ich vom Patienten bekommen darf, damit ich mich mit ihm bis ins Eingemachte beschäftigen kann und nicht oberflächlich bleibe.
Nun röntge ich den gesamten Mundbereich und schaue mir den Patienten an, wie er geht, wie er tut, wie er spricht. Ich erkläre dem Patienten, vom intraoralen Blick und vom Röntgen ausgehend, was man alles machen kann und was unabdingbar ist. Wenn der Patient einverstanden ist, machen wir einen zweiten Termin, bei dem ich mit dem, was ich für das Nötigste halte beginne.
Wie können unerwünschte Nebenwirkungen vermieden werden? Wenn man sich mit dem Patienten nicht beschäftigt, einfach drei Stühle und fünf Assistentinnen hat, von einem Stuhl zum anderen hüpft und nur die Assistentin ein bisschen mit dem Patienten quatscht, nicht der Arzt, ist das für mich grob fahrlässig.
Wenn ich etwas mache, wird der Patient vorher über die Möglichkeiten aufgeklärt, von Amalgam über weisse Füllungen bis zu Gold, Extraktionen, Teilprothesen, Kronen oder Implantate. Meistens überlegt er sich das bis zum zweiten Treffen. So entsteht Vertrauen.
Nebenwirkungen können bei Spritzen auftreten. Ich vergewissere mich vorher, dass das nicht sein wird. Ich kann gut schmerzlos spritzen, bin sehr vorsichtig und genau beim Legen von Füllungen oder bei der Extraktion von Zähnen. Ich habe seit meiner Facharztprüfung ungefähr 40 Jahre an Behandlung, Besprechung und Umgang mit Patienten hinter mir. Wo gehobelt wird, fallen Späne. Aber man kann sich mit dem Patienten in Sicherheit sprechen. Natürlich kann irgendwas etwas passieren, so dass er wirklich Schmerzen hat, dann muss man eine Spritze geben. Wenn man gewärtig ist, was passieren kann, gibt man von vornherein eine Spritze, wenn der Patient einverstanden ist. Wenn er Angst vor Spritzen oder eine Spritzenphobie hat, mache ich Hypnose.
Das Schlimmste ist, wenn man sich für den Patienten keine Zeit lässt. Das tut dem Behandler und dem Patienten nicht gut. Wichtig ist das Ambiente und die erklingende Entspannungsmusik. Ich gebe homöopathische oder pflanzliche Tropfen, damit der Patient nach dem Gespräch zusätzlich keine Angst hat. Da gebe ich meistens Haferstroh-Urtinktur Avena sativa.
RR: Da möchte man zum Zahnarzt gehen. Lachen. Welche Behandlung ist sinnvoll, wenn die Substanz der zweiten Zähne nicht mehr ausreicht?
Marlene Ceeh-Mayrhofer-Grüenbühl: Das ist ein breites Feld und hängt davon ab, wie die Zahnstellung ist, wie alt der Patient ist, was er für finanzielle Möglichkeiten hat. Als erstes sind Füllungen und das, was den Körper krank macht, beherdete Zähne oder Zahnfleischgeschichten zu behandeln oder die Zähne zu ziehen. Dann schauen, was man mit dem Lückengebiss macht. Die einfachste Methode wird in Österreich auch am ehesten von der Kasse bezahlt, Teilprothesen aus Chrom, Kobalt und Molybdän. Im Regelfall gibt es das auch aus Titan und ich habe da keine Unverträglichkeiten festgestellt. Ich hatte einen einzigen Fall in den vielen Jahren, bei dem eine Patientin unbedingt eine Goldprothese wollte. Die Goldprothesen werden meistens aus Eitelkeit gewünscht. Die junge Generation mag Gold nicht. Denen kann man keine Goldinlays und -onlays empfehlen. Onlays sind Höckerdeckungen. Die normalen Füllungen heissen Inlays. Ich habe Patienten, die seit Anfang meiner Ordination vor 35 Jahren ihre Inlays bei guter Pflege noch drin haben. Goldfüllungen sind eine gute Sache. Natürlich muss genauso gepflegt werden wie bei anderen Füllungen.
Bei einem Lückengebiss ist die einfachste Methode eine Teilprothese in einem Biostahl oder in Titan, was einiges teurer ist, weil Titan teuer ist. Oder wir bauen Brücken ein oder bei Einzelzahnverlust Implantate. Da scheiden sich die Geister. Viele Leute wollen nichts Abnehmbares. Es gibt kombinierte Arbeiten wie etwa Kronen und Teilprothese. Es gibt vier, fünf Möglichkeiten für jeden Patienten, je nach Brieftasche und Willen.
RR: Mutest Du bei Beratungen?
Marlene Ceeh-Mayrhofer-Grüenbühl: Ich mache alles mit den Händen, halte die Hände darüber. Auch wenn ich durch eine Türe in einen Raum gehe und den passenden Ort suche, wenn ich an einen Kraftort gehe. Ich mache das ohne Pendel und Rute. Die Nosoden kann ich mit den Händen kinesiologisch austesten, indem ich eine Nosode in der Hand halte.
RR: Ohne Instrumente muten gilt als Königsweg.
Marlene Ceeh-Mayrhofer-Grüenbühl: Mit den Zähnen hat das nichts zu tun, aber ich kann zwei Beispiele anbieten. Meine Nachbarin, die leider schon verstorben ist, hatte im Keller einen Wasserschaden. Sie machte sich Sorgen, dass irgendwas mit der Elektrizität schiefläuft und wusste nicht, wie der Wasserschaden entstanden war. Ich habe für alle Fälle meine Ruten genommen und bin hingegangen. Das mache ich, wenn jemand sehen will, wie sich die Rute bewegt. Ich habe zwei Methoden ausgeführt: Spürte die Wasseradern und die Stromadern mit den Handflächen und zum Zeigen habe ich zusätzlich die Rute benutzt. Das hat übereingestimmt. Dasselbe habe ich im Nachbargrundstück gemacht. Da gab es einen Wasserleitungsbruch. Bevor die Männer zum Graben gekommen sind, bin ich hingegangen und habe das mit meiner Methode gemutet. Sie haben dort gebohrt, wo ich gesagt habe und es hat genau gestimmt.
Ich bin keine Hexe. Vor 35 Jahren kam ich drauf, als ein Wünschelrutengänger in meiner damaligen Wohnung und später im neu gekauften Haus arbeitete. Er hat von einem Strauch einen Zweig abgebrochen und einen Tag das Haus akribisch genau untersucht. Ein altes, kleines, verhutzeltes Bäuerlein. Ich fragte ihn: «Wie machst Du das?» Er sagte: «Das ist ganz einfach. Ich kann das einfach und bin draufgekommen, dass ich das kann. Aber Du kannst das auch.» Er steckte mir diesen Zweig mit der Gabelung in die Hand. Und siehe da, ich konnte es wirklich.
RR: Diese wunderbaren Momente mit dem initialen Erlebnis: Etwas in Dir macht etwas, das Du nicht tust.
Marlene Ceeh-Mayrhofer-Grüenbühl: Du sagst es. Du kennst das genauso?
RR: Ja. Die einen haben das Erlebnis in der Ausbildung, die anderen schon vorher. Irgendwie darf man drauf kommen.
Marlene Ceeh-Mayrhofer-Grüenbühl: Ich habe vor zwanzig Jahren bei der Hypnoseklausur die Rosi Schwarzl kennengelernt. Sie hat mir durch ihre Zustimmung gezeigt, dass ich das Richtige spüre. In den Mittagspausen baten wir sie, mit uns zu einer Kirche, einer verfallenen Burg oder in den Wald zu fahren. So lernte ich die Basis.
RR: Wie viele Zähne brauchen wir?
Marlene Ceeh-Mayrhofer-Grüenbühl: Man hat die Frontzähne zum Abbeissen. Die längsten sind die Eckzähne, die Dreier. Von der Mitte aus gesehen beidseits die Vierer und Fünfer, die Stützzone, mit denen kaut man eigentlich nicht, sondern zermanscht das schon Gekaute und Zerkleinerte. Sechs und sieben sind die Backenzähne, die alles zerkleinern. Wenn man bis zum Vierer, Fünfer gute Zähne hat, gibt es Menschen, denen das genügt. Die wollen nicht mehr und wollen kein Implantat und keine Teilprothese. Ich habe nur 123456 auf beiden Seiten unten und komme sehr gut damit zurecht. Jeder braucht was anderes.
RR: Zahnärzte sagen, man soll die Weisheitszähne aus Hygienegründen rausnehmen. Wie siehst du das?
Marlene Ceeh-Mayrhofer-Grüenbühl: Es hängt von der Stellung der Weisheitszähne ab. Wenn die gut in der Reihe stehen und nicht durch einen aufsteigenden Kieferknochen ganz hinten eingesperrt sind, soll man sie drin lassen. Vor allem, wenn sie pflegbar sind. Wenn sie Gefahr laufen, kariös zu werden, weil man sie nicht pflegen kann, sollte man sie rausholen. Wenn sie quer liegen und stören, Schmerzen oder Schwellungen bereiten oder bei Regulierungen, muss man sie manchmal rausnehmen, weil der Kiefer zu klein ist.
Das Optimieren ist eine Mode. Die Leute geraten in Panik, weil sie alle möglichen Erkrankungen und Beschwerden haben. Dabei haben sie eigentlich ganz was anderes. Viele haben Depressionen, aus Gründen der Lebensführung oder sind aus der Partnerbeziehung schwermütig geworden und gehen von einem Arzt zum anderen.
RR: Heisst das, solange eine Zahnfüllung gut ist, lässt man sie besser drin?
Marlene Ceeh-Mayrhofer-Grüenbühl: Genauso ist es. Das war ein gutes Schlusswort.
RR: Danke für das Gespräch.
Anmerkungen
1 Kautele – medizinische Vorsichtsmassregel
2 Anamnese – Erfragung von medizinisch relevanten Informationen
Praxis-Tipp von Marlene Ceeh-Mayrhofer-Grüenbühl
Ein Patient ist ein Mensch, der Hilfe sucht. Wenn im ersten Gespräch mit dem Arzt die Chemie und die Aufklärung zwischen beiden Gesprächspartnern passen, ist das der richtige Behandler für die Lösung dieses Themas. Wenn nicht, muss der Patient weitersuchen.
Ein Arzt der jeden Menschen mit gleichen oder ähnlichen Symptomen gleich behandelt, ist ein schlechter Arzt.
Dr. med. univ. Marlene Ceeh-Mayrhofer-Grüenbühl
A-9020 Klagenfurt
ordi.dr.c@aon.at
Fachärztin für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Österreichische Gesellschaft für medizinische Hypnose, Österr. Verband für Radiästhesie & Geobiologie ÖVRG
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