Warum heilt Homöopathie?

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Verreibungsschale, Pistill, Ginko und Milchzucker: Durch stundenlanges Reiben entsteht Energie. Foto: Renate Siefert

«Du musst dir wohl mal einen anderen Arzt suchen», meinte unser Freund der Internist. Er hatte seit drei Monaten versucht, meine sehr schwächende Durchfallerkrankung zu kurieren. Ich lebte unter Medizinern. Mein Mann war Mediziner, es gab Kollegen aller Fachrichtungen und eine Hausapotheke voller Medikamente, die eifrig geschluckt wurden. In meinem Fall half nichts. Durch die zunehmende Schwäche war ich ängstlich geworden, ich traute mich kaum noch aus dem Haus. Ich wusste von einer Homöopathin, die vor kurzem eine Praxis eröffnet hatte. Ich bat sie um eine Behandlung – schaden könne es ja nichts. Sie gab mir Tröpfchen zur täglichen Einnahme. Nach zwei Tagen waren die Ängste weg, nach einer Woche der Durchfall und die Schwäche. Ich bat sie, mich in Homöopathie zu unterrichten. 

Mittlerweile arbeite ich seit 35 Jahren als Homöopathin. Neurodermitis, viele Erkrankungen des sogenannten Rheumatischen Formenkreises, Gallenkoliken, grippale Infekte und Heuschnupfen – alles kein Problem: Dass homöopathische Medizinen heilen, auch bei sogenannt unheilbaren Krankheiten, erlebe ich jeden Tag.

Samuel Hahnemann Radiästhesie Radionik Homöopathie
Christian Friedrich Samuel Hahnemann, 1755–1843: Im Jahre 1900 wurde in Washington, D. C. ein Hahnemann-Denkmal eingeweiht.
Foto: Stahlstich nach einem Gemälde von Julius Schoppe. wikipedia.org.
Samuel Hahnemann Homöopathie Radiästhesie Radionik
Briefmarke 1955: Serie *Helfer der Menschheit*
wikipedia.org
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Briefmarke 1996: 200 Jahre Homöopathie.
wikipedia.org

Heilkraft muss erschlossen werden

Warum heilt Homöopathie? Darauf scheint niemand eine Antwort zu wissen. Das macht es schwierig, diese Heilkunde zu kommunizieren und ihre Wirkung glaubhaft zu vermitteln. Der Grund dieses Nichtwissens liegt darin, dass der Erfinder der Homöopathie, der Arzt und Chemiker Samuel Hahnemann (1755–1843) seiner Zeit weit voraus war, wie es bei genialen Menschen oft der Fall ist. Er wurde nicht verstanden. Zudem hatte sein Nachlass eine abenteuerliche Geschichte, die dazu führte, dass die Erkenntnisse seiner späten Jahre breiten Kreisen im Grunde genommen erst seit 1987 zugänglich sind. Das Organon der Heilkunst¹ enthält Hahnemanns Vermächtnis, ein Buch, das wegen seiner altmodischen Sprache und den Schachtelsätzen in Überlänge eigentlich nicht lesbar ist. Hahnemanns Entdeckungen wurden bereits zu seinen Lebzeiten verteufelt und lächerlich gemacht. Auch heute geistert durch alle Medien die Mär, diese Mittelchen seien bis zur Unkenntlichkeit verdünnt, wie ein Tropfen im Bodensee. Da sei nichts drin, das seien reine Placebos, mit denen diese unverantwortlichen Homöopathen ihre Patienten hinters Licht führen.

Kein Apotheker steht auf und erklärt den Nichtwissenden, dass die homöopathischen Arzneien keineswegs nur verdünnt sind, sondern in geduldiger Arbeit stundenlang in einem Mörser verrieben werden. Diese bis dato in der Arzneimittelherstellung nicht bekannte Methode ist die Erfindung von Samuel Hahnemann. Er nannte sie Potenzierung oder Dynamisierung (von griechisch dynamis = Kraft, Energie). Als Chemiker und Naturwissenschaftler war er ein grosser Experimentator und als Arzt ein sorgfältiger Beobachter. Er war fasziniert von dem Magneten: Ein Magnet wird hergestellt aus einem einfachen Eisenstab, der ständig in eine Richtung gerieben wird. Unter dieser Prozedur entwickelt sich der Eisenstab zu einem Magneten, der nun eine ganz andere Kraft besitzt. Aber – so Hahnemann – diese Kraft schlummerte ja bereits in dem einfachen Eisen, sie war nur noch nicht erschlossen. 

Wäre das ständige Reiben vielleicht eine Methode, um die Heilkraft von Pflanzen, Mineralien, Metallen und tierischen Produkten zu erschliessen? Die grössten Gifte sind die grössten Heilmittel, das ist Ärzten seit Jahrhunderten bekannt. Wie kann es gelingen, diese Gifte für den menschlichen Organismus verträglich zu gestalten? Denn ein nur verdünntes Gift hat immer noch eine giftige Wirkung – die berühmten Nebenwirkungen. Hahnemann wollte nebenwirkungsfreie Medizinen finden. Das ist ihm durch die Potenzierung gelungen. Was entsteht durch stundenlanges Reiben? Energie. Durch die Potenzierung der Substanzen setzt Hahnemann sie einem Energetisierungsprozess aus und erhält energiegeladene Substanzen, deren schlummernde Heilkraft so erschlossen werden kann. 

Potenzierung – ein Energetisierungsprozess

Für die Potenzierung einer heilkräftigen Pflanze, beispielsweise von Digitalis, dem Fingerhut, wird zunächst eine Mischung hergestellt: In einem Mörser wird Milchzucker mit einem kleinen Teil der Pflanze im Verhältnis 100:1 gemischt. Diese Mischung wird eine Stunde lang verrieben zur 1. Stufe der Potenzierung (C1). Für die zweite Stufe wird in einem weiteren Mörser wieder eine Mischung hergestellt: 100 Teile Milchzucker und 1 Teil der Potenzierung der 1. Stufe. Wiederum wird eine Stunde verrieben, wir erhalten die 2. Stufe (C2). Für die 3. Stufe wird in einem weiteren Mörser eine Mischung hergestellt und verrieben: 100 Teile Milchzucker und ein Teil der potenzierten 2. Stufe (C3). Wir haben also 3 Stunden verrieben und eine 1., eine 2. und eine 3. Potenz erhalten. Weil das Mischungsverhältnis 100:1 war, nennen wir diese Potenzen C-Potenzen von lateinisch centum = hundert. 

Von dieser Basis-Verreibung können dann höhere Potenzen hergestellt werden. Diese werden nicht mehr verrieben, sondern im Wasser-Alkoholgemisch verschüttelt. 

Es gibt noch die D-Potenzen, lateinisch decem = zehn, mit einem Mischungsverhältnis Milchzucker zu Substanz 10:1 und Q- oder LM-Potenzen, lateinisch quinquaginta = 50.000, mit einem Mischungsverhältnis 50.000:1. Homöopathische Mittel werden mit einem Buchstaben und einer Zahl gekennzeichnet: Der Buchstabe zeigt das Mischungsverhältnis an, die Zahl die Anzahl der Potenzierungsvorgänge: Digitalis C200, Phosphorus D12 oder Belladonna LM 30. Über die genaue Zubereitung einzelner Substanzen gibt das Homöopathische Arzneibuch² Auskunft. Manche Apotheken stellen die Potenzen selber her; in der Regel werden homöopathische Arzneimittel aber von pharmazeutischen Firmen geliefert.

Die resonante Verreibung

Die Verreibung eines homöopathischen Mittels gilt in Apothekerkreisen als eine langweilige Tätigkeit. Man sitzt drei Stunden über dem Mörser, um eine Basis-Potenz herzustellen. Es war Witold Ehrler, ein sehr sensitiver Pharmazeut, der eine besondere Entdeckung machte: Wenn man alles niederschreibt, was einem während der Verreibung in den Sinn kommt, entsteht ein Verreibungsprotokoll. Liest man es im Nachhinein, so kann man feststellen, dass all dieses Erleben direkt mit dem Wesen der verriebenen Substanz zu tun hat. Er stellte auch fest, dass jede Verreibungsstufe unterschiedliche Aspekte des Heilmittels zeigt und dass eine zusätzliche vierte Verreibungsstufe in grosser Klarheit das Wesen des Heilmittels zeigt. Zusammen mit Jürgen Becker gründete er so eine Forschungsreihe zur C4-Homöopathie³.

«. . . eine Wesenheit, die ganz bei sich selbst angekommen ist.»
Renate Siefert

Seit 1998 widme ich mich in stillen Stunden gern einer resonanten Verreibung. Anders als Autoren, die nur die vollkommenen Texte der 4. Stufe beachten, interessierte mich zunehmend der Prozess, den eine Substanz in den vier Stufen der Verreibung durchläuft. Mir ist aufgefallen, dass die Texte der Verreibungsprotokolle von der ersten bis zur vierten Stufe alle einen ähnlichen, sehr interessanten Wandlungsprozess zeigen:

1. Die erste Stufe zeigt uns ein Chaos wechselnder Themen, Stimmungen und Empfindungen. Wie bei dem Aufbruch zu einer Reise, liegt da alles ungeordnet nebeneinander.

2. Die zweite Stufe spiegelt uns das Leiden, das dieses Chaos verursacht, innere Kämpfe und Widersprüche werden deutlich.

3. Die dritte Stufe zeigt zunächst eine hoffnungslose, oft tödliche Bedrohung und das Versiegen der Kraft, man gibt auf. Dann aber wendet sich aus scheinbar unerklärlichen Gründen alles zu einer neuen Klarheit: Der Ausweg zeigt sich, das Vertrauen in die eigene Kraft wächst. Es ereignet sich eine neue Geburt.

4. Wenn wir bis zur 4. Stufe verreiben, zeigt sich eine Wesenheit, die ganz bei sich selbst angekommen ist. Sie kennt ihre Kraft, ihren Platz im grossen Ganzen, sie weiss um ihre Bestimmung. Sie ist eins mit sich selbst, sie ist geheilt.

Eindrucksvoll zeigt sich, was mit den Substanzen während der stundenlangen Verreibung geschieht: Sie erleben den Wandlungsprozess einer neuen Geburt. Unsere homöopathischen Arzneien durchlaufen unter der Verreibung einen Prozess vom Chaos über Krisen zur Heilung. So tragen sie das Potential der Heilung in sich: Sie sind geheilte Substanzen, sie sind geheilte Heilmittel, sie sind geheilte Heiler.

Die Mistel

Um nun erfahrbar zu machen, was in einer resonanten Verreibung geschieht, schauen wir einmal in das Verreibungsprotokoll der Mistel. Verrieben habe ich ein Blatt, eine Knospe und die Frucht, diese kleine weisse Perle, einer frischen Mistel von einem Apfelbaum im Verhältnis 1:100. Ich erhalte also eine C-Potenz. Während der stundenlangen Verreibung entsteht der Text nur sehr langsam. Geduldig schreibe ich alles nieder. Manchmal kommt nur ein Wort oder ein Halbsatz – ich weiss nie, wie es weitergeht und vertraue, dass alles später einen Sinn ergeben wird.

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Mistel auf Apfelbaum: Vom Sanitäter zum geheilten Heiler. Foto: Renate Siefert

Verreibungsprotokoll

Mistel 1. Stufe C1

«Es ist so still, das Sterben in diesen Tagen und ich bin wohl der letzte Überlebende an einem so eisigen Wintertag. Wie ein Sanitäter bin ich immer im Dienst. Man sagt mir nach, ich sei ein Schmarotzer, ich sei gierig, mich an dem Leiden anderer zu laben. Ich siedle auf den Ästen der Bäume. Ich habe keine Wurzeln, die Erde kann mich nicht nähren, ich bin ohne Mutter. Ich lebe von dem Ast, der mir Halt gibt, heimatlos, abhängig, immer im Wind. Mein Wirt, der Baum, ächzt. Von Alter, Mühsal und Gebrechlichkeit ist er gezeichnet. Wir haben einen Pakt: Ich gebe ihm Kraft, er gibt mir Nahrung und Wohnung. Ich hadere mit meinem Schicksal. Wie ein Vogel möchte ich davonfliegen. Aber ich bin gefesselt, ausgesaugt, ausgenutzt. Ich wachse. Ich verzweige mich in Schönheit – verzweifelte Schönheit.»

Mistel 2. Stufe C2

«Ich gedeihe nicht auf jungen Bäumen, Alter und Gebrechlichkeit ist mein Nährboden. Meine junge Kraft ist von Siechtum umgeben. Wäre ich eine Blume im Zauber der Bienen! Meine Blüten – unscheinbar. Mein Dasein: Arbeit. Es ist ein Kampf, den ich kämpfe, ohne je zu siegen. Elend ist mir. Es gibt keine Ruhe. Wäre ich ein Schmetterling, flöge ich doch von Blüte zu Blüte! Aber ich bin immer unter Strom, Tag und Nacht im Dienst in Sorge um den Baum, der mich rief, weil er nicht sterben will. Ich bin der Arzt am Krankenbett in ständiger Bereitschaft zu nähren, zu heilen, Trost zu spenden. Niemand nimmt mir das ab. Es ist mein Schicksal.
Es ist ein Fluch. Welcher Gott hat mich dazu verdammt? Ich bin ein Arzt, gefesselt an das Bett meines Kranken.»

Mistel 3. Stufe C3

«Kein Gott hilft mir, wenn ich rufe: Nimm mir meine Fesseln! Der stete Geruch des Kranken widert mich an. Bringt mir denn niemand einmal eine Rose? Fern bin ich allem Leben, gefesselt in den Banden des Todes. Ich höre sein hämisches Lachen; er weiss, er wird siegen. Mich wird er besiegen, wenn ich atemlos werde. Ich darf nicht loslassen. Ich bin zum Bleiben verdammt.»

Hier, auf der 3. Stufe kommt plötzlich, aus unerfindlichen Gründen, die Wende, hier geschieht die Wandlung, die neue Geburt.

«Ich bleibe. Hier an diesem Ast hängt mein Leben. Im Äther zwischen Erde und Himmel ist mein Platz. In diesem Zwischenreich zu wirken ist mein Privileg. Welcher Gott hat es mir gegeben? 
Unter meiner schützenden Hand treibt der alte Baum seine Blüte im Frühjahr. Er formt seine Früchte im Sommer hinein in die Reife und gibt sie dahin in die Ernte.
Ich schütze Wachstum und Reife auch da, wo der Tod seinen kalten Hauch bereits vorüberziehen liess: Ich habe die Kraft, Lebensräume zu schaffen wo du, Gevatter Tod, dich sicher wähntest eines leichten Sieges. Gib mir deine Hand, Gevatter, der Ort, an dem ich stehe, gehört noch eine Weile dem Leben.
Nur für eine Weile, damit sich dieses Leben vollenden und sanft den Kreis schliessen kann, wenn es an der Zeit ist. In mir ist die Kraft der späten Blüte. Sie begegnet dem Welken mit einem Lächeln.»

Mistel 4. Stufe C4

«Ich bin der späte Gast, der dich aufsucht, wenn das laute Fest vorüber ist. Leise setze ich mich zu dir und du erzählst mir dein Leben. Mein stilles Hören gibt dir die Kraft, noch einmal in Fluss zu kommen, wo Müdigkeit war und Vergessen. Deine Augen beginnen zu leuchten und du spürst wieder das Blut in deinen Adern. In dein Gesicht kehrt die Farbe zurück. Du spürst dein Leben.
Ich bin der späte Gast, der leise um eine Herberge bittet. Ich komme als Freund. Ich kenne die Kämpfe des Lebens. Meine Anwesenheit, meine blosse Anwesenheit bringt dir Frieden.
Ich schütze das Leben, das sich vollenden will. Ich bin ein stiller Gast. Ich bitte nur darum, ein wenig bleiben zu dürfen, bis die Zeit sich erfüllt hat.
Ich bin ein Bote vom Baum des Lebens.»

Die Botschaft der Mistel

Wenn wir den Text des Verreibungsprotokolls lesen, begegnen wir einem Wesen, das uns erzählt, wie es sein Dasein erlebt. Umgeben von Leid und Sterben, schliesst die Mistel einen Pakt mit einem hinfälligen Baum. Als Sanitäter, immer im Einsatz, verleumdet als Schmarotzer, fühlt die Mistel sich ausgenutzt und hadert mit ihrem Schicksal. Gefesselt an ein Krankenbett, in tödlicher Bedrohung, wünscht sie sich frei wie ein Vogel zu sein. 

Dann erlebt sie eine Wende. Sie erkennt ihre Kraft, Lebensräume zu schaffen, wo der Tod bereits seinen Zugriff hatte. Nun empfindet die Mistel ihr Dasein nicht mehr als Fluch, sondern als ein Privileg. Auch der Kampf ist zu Ende: Ihre blosse Anwesenheit bringt Schutz, Leben und Frieden: «Ich schütze das Leben, das sich vollenden will . . . bis die Zeit sich erfüllt hat.»

Die Sprache eines Wesens

Die Verreibung hat der stummen Mistel eine Sprache verliehen. Wir spüren und verstehen, was das Wesen dieses Heilmittels ausmacht. Die Sprache der Botschaften hat etwas Getragenes; wie in einem griechischen Drama werden die Götter verantwortlich gemacht für Fluch und Gnade. Das Geschehen in den Verreibungstexten hat meistens etwas Theatralisches. Das Drama lebt ja auch von Kämpfen, Ausweglosigkeiten und wunderbaren Lösungen. Sehr berührend mutet die Sprache der 4. Stufe an. Sie schafft eine Atmosphäre der Einfachheit, Stille und Geborgenheit. An der Sprache erkenne ich immer, dass nicht ich es bin, die sich die Dinge ausdenkt, die da aufs Papier kommen. Es ist die Sprache eines anderen Wesens.

Ähnliches mit Ähnlichem

Die Mistel, Viscum album, setzt die anthroposophische Medizin in der Krebsbehandlung ein. Dies leuchtet ein – geht es doch gerade bei einer so lebensbedrohlichen Erkrankung darum, noch einmal Lebensraum zu schaffen, wo der Tod bereits seine Hand im Spiel hat. In der Homöopathie kennen wir die Mistel als Heilmittel bei rheumatischen Erkrankungen, die sich im Winter verschlimmern. «Mein Wirt, der Baum, ächzt. Von Alter, Mühsal und Gebrechlichkeit ist er gezeichnet.». Die Mistel ist auch ein Heilmittel bei Krampfneigungen wie Epilepsie und Keuchhusten. Die enorme innere Spannung ist auch in den Botschaften zu spüren – «. . . immer unter Strom . . .». Ich würde Viscum album auch bei gestressten Therapeuten in Erwägung ziehen: «. . . gefesselt an das Bett meines Kranken.». 

In der homöopathischen Behandlung suchen wir immer das Arzneimittelbild. In der Begegnung mit dem Patienten versuchen wir, das seinem Leiden ähnliche Heilmittel zu finden. Es gibt eine Resonanz zwischen der Krankheit und der Arznei. Hahnemann nannte es das Ähnlichkeitsgesetz. Im Griechischen heisst homoios pathos ähnliches Leiden – das führte für Hahnemanns Heilmethode leider zu dem Namen Homöopathie, den fast niemand aussprechen kann! 

«Potenzierte Arzneien sind hochenergetisierte Substanzen.»
Renate Siefert

Eine resonante Verreibung vermittelt uns in eindrucksvoller Weise ein Gespür für das ähnliche Leiden und das Wesen eines Heilmittels. Das erleichtert uns die Wahl, wenn uns die Mistel in der Gestalt einer Patientin oder eines Patienten begegnet. Ein Mensch, der Raum gibt, dass anderes Leben sich vollenden kann. 

Veränderung nachweisen

In unserer vom Materialismus geprägten Welt schreit alles nach handfesten Beweisen. Den Beweis, dass in homöopathischen Arzneien nichts drin ist, hat bisher niemand erbracht. Man hielt es wohl auch nicht für nötig, nach einem Nichts zu forschen. Nun haben wir gesehen, dass potenzierte Arzneien, im Vergleich zu der Ausgangssubstanz, hochenergetisierte Substanzen sind. Wollten wir einen naturwissenschaftlichen Beweis für die Wirksamkeit homöopathischer Arzneimittel erbringen, müssten wir eine Methode finden, die aufzeigen kann, wie sich die Energie einer Substanz unter der Potenzierung von Stufe zu Stufe verändert. Das wurde bisher nicht unternommen, wäre aber möglich, wenn eine geeignete Messmethode angewandt würde. Wir messen Fieber nicht mit der Stoppuhr und ein Erdbeben nicht mit dem Zentimetermass. Eine Antwort kann die Quantenphysik geben.

Neue Heilmittel mit atemberaubender Heilkraft

Das Wesen der Dinge erschliesst sich uns aber nicht durch physikalische Messungen und chemische Analysen. In meinem Buch Der Weg der Homöopathie. Warum sie wirkt – wie sie heilt stelle ich resonant verriebene Heilmittel vor. Wir werden Zeuge des Wandlungsprozesses und der neuen Geburt der Mittel: Bambus, Ginkgo, Thuja, Synadenium, Meersalz und Seide. Seide, Sericum coconum und Synadenium, die Planta Milagrosa, die Wunderpflanze aus dem Regenwald, sind neue Heilmittel für die Homöopathie mit atemberaubender Heilkraft.

Homöopathie Dolmen Cherbourg Radiästhesie
Renate Siefert am Dolmen bei Cherbourg in der Normandie: «Dass homöopathische Medizinen heilen, auch bei sogenannt unheilbaren Krankheiten, erlebe ich jeden Tag.» Foto: Michel Maillard

Warum Homöopathie heilt

Mit der resonanten Verreibung gewinnen wir Erkenntnisse über das Wesen unserer Heilmittel. Wir werden dabei selber zum Instrument, das beobachtet und Resonanz gibt. Wir loggen uns sozusagen in das System Mistel ein und geraten in das morphische Feld dieses Lebewesens. Wir nehmen Energien wahr, die uns erreichen und durch diese Wahrnehmung formt sich in uns eine Anmutung, die wir in Sprache übersetzen können. 

Ich habe lange geforscht, um zu verstehen, was da eigentlich geschieht, wenn wir in Resonanz gehen mit den Dingen. Hinweise fand ich im tibetischen Buddhismus, in der Quantenphilosophie, in der Hirnforschung und in den Erkenntnissen von Rupert Sheldrake. Wir müssen uns in unserer Kultur ja sehr anstrengen, um zu beweisen, dass so etwas wie eine resonante Verreibung keine Spinnerei ist. Einfacher machte es mir Don Agustin, ein bekannter Heiler aus dem peruanischen Regenwald. Als er von meiner Methode hörte, wusste er sofort, dass es bei dieser Art Verreibung darum geht, sich mit dem Geist der Pflanze in Verbindung zu setzen. So liess er mir gleich sieben seiner Heilpflanzen zukommen. Ich habe sie verrieben und hatte keine Ahnung, um welche Pflanzen es sich handelte. Dass es heftige Gifte waren, habe ich gespürt. Don Agustin bekam die Texte in spanischer Übersetzung. Er war begeistert – der typische Charakter seiner Heilpflanzen war deutlich zu erkennen. Eine schönere Bestätigung für die Authentizität der Ergebnisse resonanter Verreibung können wir uns nicht wünschen.

Don Agustin Heiler Peru Regenwald Homöopathie Radiästhesie
Heiler Don Agustin aus dem peruanischen Regenwald: Heilung durch heftige Gifte. Foto: Rüdiger Franze

Samuel Hahnemann, Arzt und Chemiker, war ein engagierter und unermüdlicher Forscher. Dass Materie Energie und Information ist, hat er bereits 100 Jahre vor Albert Einstein geahnt. Durch Potenzierung veränderte er die Energie der Mittel und setzte sie so einem Heilungsprozess aus. 

So tragen diese Medizinen die Information der Heilung in sich. Sie sind, wie wir gesehen haben, geheilte Heiler. 

«Wie eine Ansteckung, so ganz auf immateriellem Wege, soll die Arznei den Kranken erreichen und in ihm wirken», meinte Hahnemann. Er kannte noch keine Bakterien und Viren, aber das Phänomen Ansteckung. Heute würden wir sagen: «Als heilsame Information sollen sie in dem Kranken wirken.» (Siefert, S.171–176). Und das tun sie seit über 200 Jahren.

Resonante Verreibung – eine neue Methode des Mutens

Für Radiästheten ist es leicht zu verstehen, was bei einer resonanten Verreibung geschieht: Wir horchen in uns hinein und nehmen eine Botschaft, eine Schwingung, eine Anmutung wahr, die von der Substanz ausgeht, die wir verreiben. Ähnliches geschieht auch, wenn wir versuchen, die wesentliche Qualität eines Ortes, einer Quelle, eines Baumes wahrzunehmen. Die resonante Verreibung gibt uns bei diesen Wahrnehmungen eine gute Hilfestellung: Durch das Schreiben wird der Geist diszipliniert; er wird beschäftigt und kann uns weniger mit seiner ständigen Kritik und Überflutung der Gedanken stören. Durch das gleichmässige Verreiben geraten wir in einen meditativen Zustand. Wir lassen die Hand schreiben, was uns einfällt: unzensiert, ungefiltert. Je besser uns das gelingt, nur zu hören, wahrzunehmen und zu schreiben, desto stimmiger ist nachher das Verreibungsprotokoll. 

«Je weniger ich will, desto mehr geschieht.»
Renate Siefert

Es war eigentlich nur ein kleiner Schritt, auch andere Substanzen zu verreiben, die nicht zu einem homöopathischen Heilmittel werden sollten. Welche Botschaften würde mir das Wasser einer Quelle geben, das ich verreibe? Ich habe Wasser heiliger Quellen verrieben: Fatima, Lourdes, Medjugorje; das Wasser der Kastalischen Quelle von Delphi, das Wasser der Quelle am Mont Ste Odile. Alle gaben mir wunderbare, klare Botschaften. Wir haben Spuren des Gesteins des Vesta-Tempels in Rom verrieben und etwas über den Kult der Vestalinnen erfahren. Ich habe Spuren des Gesteins der Heidenmauer vom Mont Ste Odile verrieben, dieser geheimnisvollen grossen Wall-Anlage aus grauer Vorzeit, und ihre Geschichte erfahren. Wir haben damit ein wunderbares Instrument zur Hand, das uns die Geheimnisse des Geistes erfahren lässt, der in der Materie wohnt. 

Wenn ich diese Arbeit tue, verwende ich nicht das aufwendige Verfahren der Verreibung über vier Stufen, wie bei der Verreibung von Homöopathika. Ich nehme einfach einen flachen Porzellan-Mörser von mindestens 12 cm Durchmesser oder mehr und ein Pistill aus Porzellan. Ich gebe ca. 100 g Milchzucker hinein und darauf das Material, das ich verreiben will. Das sollte nicht mehr als 1–3 g haben, also relativ wenig. Die Relation ungefähr 100:1 sollte wie bei den C-Heilmitteln in etwa gewahrt sein. Diese Relation gewährt ein angenehmes Arbeiten; 10:1 wäre zu grob. Ein Schreibblock DIN A4 liegt bereit. Zum Schreiben unterbreche ich das Reiben eine Weile und fahre fort, bis zum nächsten Einfall. Es erfordert ein wenig Geduld, sich ans Werk zu begeben. Es macht nichts, wenn erst einmal keine Einfälle kommen. Je weniger ich will, desto mehr geschieht. Wie die Mistel, lassen wir dem Material, das wir verreiben, Zeit, sich zu äussern bis zur Vollendung. Das kann mehr oder weniger Zeit in Anspruch nehmen, eine Stunde, zwei Stunden. Versucht es einmal. Ihr werdet erstaunt sein.

Anmerkungen

1 Hahnemann, Samuel: Organon der Heilkunst 6. Auflage. Haug 1987
2 Homöopathisches Arzneibuch. Amtliche Ausgabe. Deutscher Apotheker Verlag Stuttgart o.J.
3 Becker, Jürgen: Neue Welten der Homöopathie und der Kräfte des Lebens. Bd. 1. Mit C4-Texten von Witold Ehrler. IHHF, 1. Auflage 2000
4 Siefert, Renate: Der Weg der Homöopathie. Warum sie wirkt – wie sie heilt, Neue Erde, 2016

Praxis-Tipp von Renate Siefert

Schreib auf einen Zettel eine Frage, die Dir am Herzen liegt. Nimm einen Mörser, gib zwei Esslöffel Milchzucker hinein. Zerreisse den Zettel in kleine Schnipsel und gib diese auf den Milchzucker. Beginne mit dem Pistill die Schnipsel langsam zu verreiben. Schreibe auf, was dir in den Sinn kommt, einfach so, auch wenn Du es nicht verstehst, schreibe einfach, ohne zu kontrollieren. Überlass Dich diesem Tun eine halbe Stunde oder länger.
Irgendwann wirst Du das Gefühl haben: Es ist gut. Lies, was geschrieben steht: Deine Antwort.

Autor

Renate Siefert
D-64385 Reichelsheim
renatesiefert@web.de
renate-siefert.de
Heilpraktikerin, Homöopathie, Radionik, Autorin von Der Weg der Homöopathie. Warum sie wirkt – wie sie heilt, Neue Erde, 2016

Gesamte Ausgabe RR 1/2022: Geschwister Hom.

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