Wie der Geist in die Flasche kommt 

Baum Blätter Homöopathie Radiästhesie
Der Baum als Symbol des Lebens: Innen und an den Blättern finden an riesigen Grenzflächen Begegnungen zwischen verschiedenartigen Stoffen statt. Foto: Hendrikje Arzt

Samuel Hahnemanns (1755–1843) Verdienste um die Behandlung psychisch kranker Menschen waren für seine Zeit einzigartig. Er beobachtete die Patienten verständnisvoll, liess sie in ihrer Würde, statt sie, wie damals üblich, anketten oder züchtigen zu lassen. 

Würde man im heutigen Wissenschaftsjournalismus vorurteilslos, eben verantwortungsvoll und ehrlich mit Medizinhistorie umgehen, wäre es sehr einfach, Hahnemann und die Homöopathie ausgewogen darzustellen.

Placebo

Neben einer vorurteilslos unparteiischen Haltung war zu einer angemessenen Darstellung der Homöopathie immer schon ein hohes Abstraktionsvermögen erforderlich. Hahnemann war nun mal ein genialer Forscher und Arzt, der seiner Zeit weit voraus war. Noch heute bedarf es einer gewissen Ergebnisoffenheit und Achtsamkeit, ihn und seine Methode zu verstehen, wenn man nicht wieder hinter den für die Menschheit längst errungenen wissenschaftlichen Anspruch zurückfallen möchte. Jede Generation seit Hahnemann musste sich den Zugang zu echter Heilkunst neu erarbeiten. 

So müssen wir auch weiterhin die ewig gestrigen Versuche über uns ergehen lassen, die Homöopathie durch den Placebo-Effekt widerlegen zu wollen. Hahnemann selbst hat das Placebo und den noch heute gültigen Placebo-Begriff entwickelt, um seine Arzneimittelprüfungen doppelblind methodisch korrekt durchzuführen. 

Seine Patienten waren aus der schulmedizinischen Medikation heraus gewöhnt, täglich ihre Pillen zu schlucken. Das konnte er ihnen nicht abgewöhnen. Hahnemann wollte, dass sie beispielsweise alle 14 Tage ein ihnen verschriebenes Homöopathikum (Verum) zu sich nahmen. Er gab ihnen die dreizehn Tage dazwischen ein wirkungsloses Stück Milchzucker (Placebo), damit sie dem zur Gewohnheit gewordenen Glauben, nur ein täglich verabreichtes Medikament könne ein gutes Medikament sein, folgen konnten. 

Warum reagieren indessen Babys, Tiere und Pflanzen auf richtige Mittelverabreichungen mit Gesundung? Ihnen kann man keine naive Glaubenshaltung gegenüber der Homöopathie unterstellen. Eine plausible Erklärung dafür sind uns die Kritiker der Homöopathie bis heute schuldig geblieben.

Mit wissenschaftlichen Beweisen der Wirksamkeit homöopathischer Mittel können wir heute Regale füllen. Die Millionen Patienten auf dieser Erde, die von homöopathischen Behandlungen profitiert haben, brauchen in dieser Hinsicht nicht überzeugt zu werden.

Potenzierung

Ein immer wieder gern ins Feld geführtes Scheinargument der Homöopathie-Gegner ist die grenzenlos erscheinende Verdünnung der Ausgangssubstanz. Verständlich, wenn man die Welt rein materialistisch und die Arzneimittel rein chemisch-analytisch betrachtet. Hahnemann zeigte in seinen Reihenversuchen, dass das blosse Verdünnen einer Substanz zu gar keinem Effekt hinsichtlich Heilwirkung führt. Was aber die zeitgenössischen Homöopathie-Faktenchecker nicht davon abhält, ihm dies als Dummheit zu unterstellen. Sie verhalten sich so, als hätte es die Entdeckungen der Quantenphysik nie gegeben, als gäbe es heute keine sensiblen bildgebenden Verfahren, mit denen man Wirkungen im Feinstofflichen sichtbar machen kann. Für wie zurückgeblieben halten die ihr Publikum? 

«Das blosse Verdünnen einer Substanz führt zu gar keinem Effekt hinsichtlich Heilwirkung.»
Hendrikje Arzt

Die von Hahnemann sogenannte Potenzierung, die aus einer Substanz ein Homöopathikum macht, besteht aus einer stufenweise verdünnenden Verreibung in Milchzucker und anschliessender verdünnenden Verschüttelung in Wasser. Am Ende wird zur Konservierung Alkohol beigefügt. Dabei ist die Verdünnung nicht der entscheidende Aspekt der Potenzierung. Entscheidend ist die Dynamik der Verreibung und der Verschüttelung. Die Ausgangssubstanz wird durch Verreiben und Verschütteln so aufbereitet, dass innerhalb der Ausgangssubstanz und der Trägersubstanz, zunächst in der Verreibeschale, dann im Glas, riesige Oberflächenbegegnungen entstehen. Durch die Oberflächenbegegnungen andersartiger Stoffe wie Wasser–Luft oder Milchzucker–Luft kommen neue Grenzflächenphänomene zur Wirksamkeit, deren Auswirkungen wir in ihrer Tiefe nicht erfassen können. Hahnemann wies darauf hin, dass die bei der Potenzierung entstehenden Kräfte sorgsam dosiert werden müssen. Ein mit zu vielen Schüttelschlägen potenziertes Belladonna-Präparat, so sagte er, könne ein Kind im Fieber umbringen. Daher untersuchte er über die Jahre genau, wie viele Schüttelschläge den einzelnen Verdünnungsstufen zuträglich sind. Und er entwickelte den Potenzierungsprozess bis zum Ende seines Lebens immer weiter.

Schlafende Information

Der anthroposophische Wasserforscher Theodor Schwenk hat untersucht, welche Rolle diese Oberflächenbildung bei der Potenzierung, sei es Verschüttelung oder Verreibung, in der Natur allgemein spielt. Er erkannte, dass Leben überall auf der Erde an Oberflächen entsteht. Leben ist heute definiert als ein System mit Stoffwechselaktivität. Der Stoffwechsel braucht unendliche Ausdehnungen an Oberflächen. Die Lunge, der Darm: ungeheuer grosse Oberflächen. Ein Baum, eine Pflanze: Unfassbar grosse Oberflächen werden durch das Blattwerk gebildet, an welchen die lebensbildenden Austauschprozesse stattfinden.

Dieses Grundprinzip erkannte bereits Hahnemann. Es geht um den Kontakt einer in der materiellen Substanz wie schlafenden Information, die dann über einen rhythmisch-oberflächenbildenden Kontakt gleichsam erweckt wird und so unseren geistartigen Teil des Körpers, die Lebenskraft, den Ätherleib, die Dynamis direkt anspricht. Ein wirklich sehr mystisch anmutender Prozess, eigentlich auch ein alchemistisches Ritual, eine Zusammenkunft, an der Schnittstelle von geistiger und physischer Welt. Übrigens schon vorweggenommen von Moses und in der Bibel nachzulesen. Als er vom Berg Sinai zu seinem Volk heimkehrte, das zwischenzeitlich dem Götzendienst anheimgefallen war, liess er das goldene Kalb der falschen Anbetung zermahlen, bis es zu Staub wurde, streute den Staub auf Wasser und gab es den Israeliten zu trinken (Exodus 32, 20). Heute wissen wir aus der homöopathischen Arzneianwendung, einem tief verzweifelten, geradezu depressiven Patienten kann Gold, Aurum als Heilmittel helfen. Hatte Moses intuitiv homöopathisch gehandelt?

Nicht nur Theodor Schwenk hat in seinem Wasserforschungslabor, dem heutigen Institut für Strömungsforschung in Herrischried, im Detail nachweisen können, dass ein homöopathisch informiertes Wasser Veränderungen in seiner Bilddynamik aufweist, spezifisch je nach Substanz. Wendete Schwenk die dafür von ihm entwickelte Tropfenbildmethode an, so kam später der japanische Forscher Masaru Emoto auf die Idee, die dem Wasser aufgeprägten geistartigen Wirkkräfte im Moment des Gefrierens zu dokumentieren. Anhand der spezifischen Kristallbildungen konnte er im Labor bei den Wasserproben die ätherischen Wirkkräfte potenzierter Substanzen und die Auswirkungen von Gedanken und Gefühlen auf Wasser sichtbar machen. 

Zu unrecht noch wenig bekannt ist die wissenschaftlich anerkannte Arbeit eines zeitgenössischen indischen Arztes, E. S. Rajendran, der mit Hilfe von Nanoteilchen-Elektronenmikroskopie nachweisen konnte, dass Nanoteilchen sich für jede potenzierte Substanz spezifisch und reproduzierbar unterschiedlich anordnen. Seine Untersuchungen bezogen sich vornehmlich auf Hochpotenzen, bei denen der chemische Analytiker bekanntlich nur noch vom verlorenen Tropfen im Ozean sprechen würde.

Wasser in uns – kommt die Information noch durch? 

Wasser ist durchzogen von so genannten Mikroclustern, was seit den 1980er Jahren erstmals von Dr. Lee H. Lorenzen entdeckt wurde. Die Wassermoleküle ordnen sich in bestimmten Mustern an. Diese Muster verändern sich bei Kontakt mit Substanzen und können lange verändert bleiben, auch wenn die Substanz wieder entfernt wird. Man könnte sagen, dem Wasser wird ein Stempel aufgedrückt, es habe gleichsam ein Gedächtnis. Wasser besitzt also eine Aufnahmebereitschaft für Informationen, die ohnegleichen ist. Wir, die Tiere und die Pflanzen als wasserdurchzogene Wesen besitzen diese Aufnahmebereitschaft ebenso.

Wie können wir die heilsame Wirkung einer Information auf unseren Organismus verstehen? Nun, da hilft am besten, in den eigenen Körper zu spüren, wenn wir gerade eine Liebeserklärung oder eine gegenteilige Botschaft erhalten haben wie die Mitteilung über eine bevorstehende Trennung. Gibt es einen Teil unseres Körpers, der davon nicht affiziert wird? Ist das Hochgefühl oder die desaströse Botschaft nicht etwas, was uns bis in den Kern aufbaut oder eben erschüttert? Und hängt es nicht von vielen Umständen ab, wie oft wir die Botschaft hören müssen, um sie zu integrieren? Was ist, wenn einander widersprechende Nachrichten uns durcheinanderbringen? 

Tropfenbild Homöopathie Wasser Forschung

Tropfenbild mit blauer Tinte: Wasser ist von unendlich vielen Grenzflächen durchzogen, die wir normalerweise nicht wahrnehmen.
Foto: Hendrikje Arzt

Diese Fragen beschäftigten bereits Hahnemann: kann ein gut gewähltes Homöopathikum durch andere unsichtbar querlaufende Nachrichten gestört werden? Zu seiner Zeit waren das die als Antidote bezeichneten Wirkstoffe in Genussmitteln, allen voran dem Kaffee, und viele stark wirkende ätherische Öle. Heute ist das Spektrum wesentlich breiter. Es gibt Mobilfunk, der durch unser System zischt und Giftwirkungen vieler von der chemischen Industrie erfundenen Substanzen wie Glyphosate. Wie viele unsichtbare Botschaften kann unser System sortieren und bewältigen? Kommt da eine homöopathische Information überhaupt noch durch?

Ich erinnere mich an Behandlungen vor 28 Jahren in meiner Praxis: Da konnte ich eine Hochpotenz 1 x verabreichen und vier Wochen später konnte ich den Patienten über die Auswirkungen befragen und die Wirkung hatte angehalten. Heute geht das kaum noch. Ich muss, den Erfahrungen meiner Patienten folgend, in engen Abständen die Mittel wiederholen lassen. Die Botschaft zieht nicht durch beziehungsweise die Mittelwirkung bricht ständig ab. Das Phänomen hat in den letzten 20 Jahren sukzessive zugenommen. Wie lange können wir unseren gesundheitlich balancierten Status als Menschen eigentlich noch aufrechterhalten? Und wie lange können die Ausgangssubstanzen unserer Homöopathika wohl noch ihre Ursprungskräfte behalten? Heilmittelhersteller haben da mitunter schon entsprechende Wahrnehmungen gemacht. Alte Homöopathika, die ja laut Verfallsdatum des Milchzuckers nicht mehr genutzt werden dürfen, stellen sich mitunter als überlegene Goldschätze gegenüber neuen Homöopathika beispielsweise der gleichen Pflanze heraus. Rudolf Steiner sah seinerzeit voraus, dass wir in Zukunft selber kraftvolle neuzeitliche Mittel komponieren müssen, die wir für die Krankheiten der Neuzeit brauchen werden. Vielleicht sogar aus giftigen Substanzen, die wir selbst kreiert haben: pharmakologische Substanzen, neue Krankheitserreger quasi als Ausgangsstoffe für kraftvolle Arzneien der Zukunft. Homöopathen heilten beispielsweise erfolgreich Beschwerden von Strahlungsopfern aus Tschernobyl durch ähnliche, homöopathisch aufbereitete, radioaktive Ausgangssubstanzen. 

Allopathie – Hahnemanns Wortschöpfung für Schulmedizin

Nun könnte man meinen, die Schulmedizin habe solche Probleme nicht, da die Wirkung der materialistisch hergestellten und verabreichten Medikamente auf einem völlig anderen und viel einleuchtenderen Mechanismus basiere. Der Organismus wird im gesunden Zustand sehr eindrucksvoll bis in die kleinste biochemische Reaktion erforscht. Dann wird ein Krankheitszustand ebenfalls bis in seine biochemischen Wirkweisen analysiert und eine Stelle im biochemischen Zyklus gesucht, die die Kaskade an Krankheits-Stoffwechselschritten unterbrechen kann. Und hier wird für eine möglichst effiziente Unterbrechung krankmachender Stoffwechselschritte mittels genau fokussierten, hemmenden chemischen Substanzen gesorgt.

Da in einem lebenden System eine Substanz nicht immer unmittelbar und ausschliesslich ihrer Bestimmung zugeführt werden kann, sorgt sie auf dem Weg dorthin oder nach erhoffter Wirkung oft für reichlich Nebeneffekte, genannt Nebenwirkungen. Diese können auf Dauer schwerwiegender sein als die Grundbeschwerde, wegen denen sie verabreicht wurden. Das können wir zum Beispiel beim Cortison beobachten. Krankheiten wie Rheuma, dessen Beschwerden ja an der Peripherie stattfinden, werden positiv beeinflusst. Dafür werden zentrale Stellen an lebenswichtigen Organen langfristig so in Mitleidenschaft gezogen, dass sie mitunter das Leben ernsthaft durch Nebenwirkungen wie Diabetes, Bluthochdruck, Gewichtszunahme oder Schlafstörungen bedrohen können. Die Krankheit wird nicht gelindert oder geheilt, sondern unterdrückt und so auf eine kritischere Ebene verlagert.

«Heilung erfolgt immer von innen nach aussen, von oben nach unten.»
Constantin Hering

Das Hering’sche Gesetz

Constantin Hering war ein kongenialer Schüler Hahnemanns. Anhand vieler Krankengeschichten beobachtete er, dass Heilung immer von innen nach aussen, von oben nach unten und in der rückwärtigen Reihenfolge des Auftretens der Symptome erfolgt. Tritt gegen Ende der Behandlung ein Hautausschlag auf, weiss man, dass alles auf dem richtigen Weg ist. 

Umgekehrt verlagern sich Krankheitszustände, wenn sie medikamentös nicht geheilt, sondern nur unterdrückt worden sind, im Laufe des Lebens von aussen nach innen und von unten immer weiter nach oben, von den Füssen zum Gehirn, bis die zentralsten und lebenswichtigsten Organe bedroht werden können. Die meisten Menschen erkranken früher oder später an peripheren Erkrankungen wie Hautausschläge, Arthritis, die oft mit scheinbar effektiven Mitteln unterdrückt statt geheilt werden. Die Unterdrückung in diesem Sinne hat zugenommen, was sich in den Krankengeschichten der letzten 150 Jahre deutlich widerspiegelt. 

«Wer Symptome zum Verschwinden bringt, hat noch lange nicht geheilt.»
Hendrikje Arzt

Die Beobachtungen Herings haben sich 150 Jahre nach ihrer Entdeckung als so regelhaft und zuverlässig erwiesen, dass wir heute vom Hering’schen Gesetz sprechen. Es gilt für alle Heilweisen und macht sichtbar, wie effektiv die Heilweisen sind. Unterdrückung kann beispielsweise auch durch eine fehlerhafte Verschreibung in der Homöopathie oder Naturheilkunde ausgelöst werden. Der heute so beliebte Spruch Wer heilt hat Recht wird hier nochmal auf seine Nachhaltigkeit geprüft. Wer Symptome zum Verschwinden bringt, hat noch lange nicht geheilt, müsste es heissen. Ob geheilt wurde oder nicht, kann erst nach einer längeren Zeitspanne entschieden werden, wenn die nachfolgenden Erkrankungen in diese Gesetzmässigkeit eingeordnet und beurteilt werden konnten.

Gegen Epidemien wirksam

Im deutschsprachigen Raum überschlagen sich zurzeit die Versuche, Homöopathie als Heilkunst in Misskredit zu bringen. Während eine weltumspannende Panikmache vor einem Virus im Gange ist, und sich auch bei dieser Erkrankung die Wirksamkeit der Homöopathie in vielen Ländern gezeigt hat, werden ihre segensreichen Einsatzmöglichkeiten oft ausgeschlagen. Die Homöopathie war schon zu ihrer Entdeckungszeit ein probates Mittel, um Epidemien wie die Cholera effektiv zu bekämpfen durch entsprechende Medikation und begleitende hygienische Massnahmen. Ausgerechnet Samuel Hahnemann war der erste Arzt in der Medizingeschichte, der bei epidemischen Infektionskrankheiten Hygienemassnahmen empfahl. Er liess in den Absonderungsbereichen, in denen Ärzte die Seuche behandelten, Schleusen errichten. In einem Raum, der vor und nach der Arbeit passiert werden musste, waren mit Kampfer getränkte Tücher aufgehängt. Atmete man deren Ausdünstung tief und lange genug ein, entstand eine antiseptische Wirkung. Dadurch konnte das Verschleppen von Keimen tatsächlich minimiert werden. Erst mehrere Generationen später wurde der Zusammenhang zwischen Infektionen und krankheitserregenden Bakterien durch Robert Koch 1882 entdeckt.

Einen guten Ruf verteidigen

«Des Arztes höchster und einziger Beruf ist, kranke Menschen gesund zu machen, was man heilen nennt», schreibt Hahnemann in § 1 seines methodischen Grundlagenwerkes, dem Organon der Heilkunst. Und dieses Heilen, so fährt er fort, habe mit «angemessenen Mitteln» zu erfolgen, unter
«Berücksichtigung der Grundursache» und gemäss dem «Verständnis des nach aussen reflektierenden Bildes des inneren Wesens der Krankheit». Krankheit sei ein Leiden «der inneren (geistartigen) Lebenskraft». Die Krankheitssymptome sind für ihn «das Einzige, wodurch erkennbar ist, welchen Heilmittels sie (die Lebenskraft) bedürfe.»

In der schulmedizinischen Praxis gibt es wenig Nachfrage und Spielraum für genaue Beobachtung und individuelle Einordnung direkt am Patienten. So gut sie ihrerseits theoretisch aufgestellt sein mag, ihre Akteure werden getrieben von der Angst vor der Unkontrollierbarkeit von Krankheiten. Es könnte ja sein, dass…! Oft sieht man Eskalationen voraus und schreitet beim geringsten Verdacht ein, um nicht am Ende der Fahrlässigkeit beschuldigt zu werden. Übertreibt der Arzt dabei, wird das nicht geahndet, im Gegenteil, man hat die standesrechtlichen Vorgaben befolgt. Dem Arzt entsteht kein Schaden: Therapie lege artis, nach den geltenden Regeln der Kunst praktiziert, der Patient vielleicht tot. Das ist kein Grund, der zu Fragen Anlass gibt! Das ist das Opfer, das die standardisierte Medizin bringen muss. In heutigen Beipackzetteln für eine aktuelle Impfung wird der Tod als Nebenwirkung deklariert. Das, würde Hahnemann wohl sagen, ist der Gipfel der Unheilkunst. 

Hendrikje Arzt Homöopathie Heilpraxis Heilpraktikerin

Heilpraktikerin Hendrikje Arzt: «In heutigen Beipackzetteln für eine aktuelle Impfung wird der Tod als Nebenwirkung deklariert. Das, würde Hahnemann wohl sagen, ist der Gipfel der Unheilkunst.»
Foto: Gregor Arzt

Unwissenheit über die Erkrankung durch einen sogenannt neuartigen Virus führt dazu, dass in der Panik alles in einen Menschen gedröhnt wird, was die Pharmakologie zu bieten hat. Kollabiert der Organismus und stirbt der Mensch, hat man zwar nicht geholfen, aber versucht, einen guten Ruf zu verteidigen und ist dem Vorwurf, man hätte nicht wirklich alles versucht um zu retten, zuvorgekommen. Erst schiessen, dann hinschauen. Manche starben an Leberversagen bei dem verzweifelten Versuch, die ganzen Medikamente zu entgiften, und nicht an der zu Grunde liegenden Infektionskrankheit. Das wird im Nachgang nicht weiter beleuchtet. 

Wir finden das Prinzip in allen Abteilungen. Typisch ist der mir bekannte Fall einer Gebärenden. Obwohl ihr System schon so unter Druck steht, dass sie ständig Wehenstopps hat, wird sie mit immer mehr Wehentropf-Infusion in eine noch höhere Aktivierung ihres Nervensystems gepeitscht. 22 Stunden aufreibende Wehenarbeit ohne Fortschritte. Dann die schlichte Frage der Geburtsbegleiterin an den Ehemann: «Was denken sie, was ihrer Frau jetzt helfen kann?» Es war eine schlichte Zigarette, die die verfahrene Situation wendete. Die Gebärende litt auch unter 22-stündigem Nikotinentzug. Sie ahnen wie schwer es war, im Krankenhaus einen Ort zu finden, wo die Kreissende die Zigarette rauchen durfte. Die erwünschte Entspannung trat sofort ein und das Kind konnte regelrecht rausflutschen. 

Vorteile der Schulmedizin

Dass dem Kranken wirklich abgelauscht wird was er braucht, ergibt sich eigentlich nur noch in der Palliativmedizin. Dann, wenn einem keiner mehr was anhängen kann, hat der Arzt seine Therapiefreiheit wiedergefunden. Deshalb können in der Palliativmedizin die Schulmediziner und die Alternativmediziner ohne Konkurrenzdenken gut zusammenarbeiten. Ist eh nichts mehr zu retten, darf alles zur Anwendung kommen was hilft, sogar Tröpfchen oder Globuli. Und wie interessant, die wirken äusserst eindrucksvoll, machen mitunter ein schmerzfreies Sterben möglich, wo man eigentlich Opiate im Sinn hatte. Plötzlich wird wieder mit der Wahrnehmung gearbeitet, die dem Medizinstudenten ausgetrieben wurde.

Nun will ich der Schulmedizin nicht die Verdienste absprechen. Wenn es nicht gerade um Ganzheit, sondern beispielsweise um eine zu lange unentdeckte Blinddarmentzündung geht, ist nichts besser als Schulmedizin. Sie kann auch in meiner Praxis ein Werkzeug sein, welches ich in Notfällen nicht missen möchte. Wenn die wirklich unverzichtbaren Möglichkeiten heutiger bildgebender Verfahren nicht wären, würde ich vielleicht nicht mehr leben. Vor 30 Jahren hatte ich einen Gehirntumor, der schulmedizinisch verifiziert und lokalisiert werden konnte. Die Prognose war schulmedizinisch infaust, wie das so schön hiess: so unheilbar, dass mit dem Tode zu rechnen war. Für die Einordnung des Krankheitsgeschehens in der homöopathischen Behandlung auch bei der Mittelwahl und bis hin zur Erfolgskontrolle war die schulmedizinische Diagnostik äusserst hilfreich.

Beide Systeme haben Platz

Im Kreissaal eines Kreiskrankenhauses durfte ich unter der Schirmherrschaft eines mutigen Chefarztes vor vielen Jahren helfen, eine Kooperation zwischen Homöopathie und Allopathie zum Nutzen der Gebärenden zu etablieren. Es war für alle ein sehr versöhnliches Unternehmen. 

Während ich in den ersten 15 Jahren meiner selbstständigen Praxistätigkeit fast gar keine schulmedizinischen Präparate in der Notfallbehandlung benötigte und ausschliesslich homöopathisch und psychologisch arbeitete, ist es in den letzten Jahren vorgekommen, dass Patienten in einem zerrütteten Allgemeinzustand hinsichtlich Stoffwechselsituation, Vergiftungslage und Immunsystem-Status bei mir landeten und ich nicht umhin kam, eine Stabilisierung der Lage mit schulmedizinischen Mitteln zu gewährleisten. Dadurch bleibt mehr Zeit, um Stück für Stück zu ergründen, was Krankheit und was Umweltkrankeit ist und worum es geht. Später können die allopathischen Medikamente bei gutem Anschlagen der Homöopathika mit Supplementen und ganzheitlicher Therapie, gegebenenfalls unter ärztlicher Aufsicht, ausgeschlichen werden. So können sich die Methoden zum Wohle des Patienten ergänzen, ohne dass er den Feindschaften der Systeme ausgeliefert wird. Es wäre schön, wenn diese beiden Säulen der Heilkunde endlich zusammenfinden könnten. 

«Es wäre schön, wenn diese beiden Säulen der Heilkunde endlich zusammenfinden könnten.»
Hendrikje Arzt

In Indien ist ein medizinisches Grundlagenstudium für alle Medizinstudenten verbindlich. Anschliessend kann man sich für Allopathie oder Alternativmedizin (Homöopathie und Ayurveda) entscheiden. Alle Richtungen bringen dort wissenschaftlich geprägte Ärzte hervor, die sich gegenseitig würdigen. Beide Systeme haben Platz und werden unterstützt, zum Wohle der Menschen und der Heilkunst. 

Warum geht das bei uns nicht? Solange bei Wikipedia alles was über den Tellerrand der Standardwahrnehmung hinaus geht, zum Wahngebäude erklärt wird, können viele den Zugang nicht finden. Viele, die an den Phänomenen interessiert wären, werden davon abgehalten. Jedes unerklärlich scheinende Phänomen wird auf den geistigen Scheiterhaufen der Neuzeit geworfen. Der Motor dieser vorgeblichen Aufklärung ist eine Angst, die schon sehr alt ist. Sie vermag uns in alte Zeiten zurückzuwerfen, während wir das Neue und Zukünftige verschlafen.

Rückschlüsse aus der Naturwissenschaft

Nun hat die Homöopathie in den letzten Jahrzehnten Erkenntniszuwächse feiern dürfen. Sie betreffen das langgehegte Tabu, das Hahnemann mit einem Satz verankerte: «Der vorurtheillose Beobachter, – die Nichtigkeit übersinnlicher Ergrübelungen kennend, die sich in der Erfahrung nicht nachweisen lassen, – nimmt, auch wenn er der Scharfsinnigste ist, an jeder einzelnen Krankheit nichts, als äusserlich durch die Sinne erkennbare Veränderungen im Befinden des Leibes und der Seele, Krankheitszeichen, Zufälle, Symptome wahr,…»  §6 Organon der Heilkunst. Die «übersinnlichen Ergrübelungen» sollten nicht die Aufgabe der «…ächten Homöopathen…» sein und so wurden Fragen bezüglich ihrer Wirkweise gewissermassen, gegen jede Erkenntnisneugier, mehr und mehr ignoriert. Hahnemann fürchtete, dass man auch die faszinierendsten Phänomene schlicht entzaubern und zerreden kann. Doch die Frage nach dem Geist und wie er in die Flasche kommt, wurde in den letzten 50 Jahren immer dringlicher.

Hier konnte die anthroposophische Medizin unbefangen und frei Fragen nachgehen wie zum Beispiel: «Was passiert eigentlich beim Potenzieren?» Und als die anthroposophisch orientierte medizinische Forschung der Frage nachging, ob es Signaturen in Pflanzen und im Naturreich gibt, die bei der Entdeckung von neuen Heilmittel wegweisend sein könnten, da schielten zeitgenössische Homöopathen eher verstohlen nach Erkenntnis versprechenden Veröffentlichungen, wie etwa in einer bekannten Fachbuchhandlung für Homöopathie in Berlin. 

Einige naturwissenschaftlich geprägte Homöopathen, wie der Chemiker Jan Scholten aus den Niederlanden oder die Biologin und Botanikerin Michal Yakir aus Israel, unternahmen den Versuch, aus naturwissenschaftlich entstandenen Systematisierungen Rückschlüsse auf homöopathisch zu erwartende Anwendungsbereiche zu wagen. Etwa mit dem Periodensystem der Elemente oder der Linnéschen Systematisierung der Pflanzen. Dies eröffnet der homöopathischen Kollegenschaft die Annäherung an eine der Natur abgelauschten Systematik der Anwendungsbereiche von Arzneien.

Storch Homöopathie Radiästhesie
Storch als Heiler: Homöopathische Vogelmittel haben sich oft als erfolgreiche Heilmittel, gerade für Therapeuten, bewährt. Foto: Hendrikje Arzt

Neues Strukturmodell der Wirkvorhersagen

Wussten wir also zum Beispiel schon lange, dass Arnika, Arnica montana und Gänseblümchen, Bellis perennis sehr bewährte Mittel bei der Behandlung von seelischen und körperlichen Traumata sind, konnten wir nun vermuten, dass auch andere Korbblütler, wie Asteraceae auf Heilkräfte in dieser Hinsicht hoffen lassen. Und siehe da. Weitere homöopathische Arzneimittelprüfungen oder direkte Anwendungen in diese Richtung bestätigten es. 

Jan Scholten und Rajan Sankaran entdeckten Gesetzmässigkeiten in den Arzneimittelprüfungen, die sich im Periodensystem der Elemente oder in den Systematiken von Tier- und Pflanzenreich wiederfinden lassen. Wenn man die Gesetzmässigkeiten aus den vorhandenen Arzneimittelkenntnissen erarbeitet hat und die Struktur dahinter versteht, lassen sich diese Vorhersagen häufig im Arzneimittelexperiment verifizieren. 

Damit war ein neues Strukturmodell der Wirkvorhersagen zumindest in einigen Bereichen der homöopathischen Heilmittelwirkungen entdeckt worden und ein enormer Forschungseifer bewegt die Homöopathenschaft bei der Entdeckung neuer Heilmittel wie seltenen Mineralen, Lanthaniden, Moosen, Farnen, Vögeln, Reptilien, Schnecken. Auch in Zeiten von Corona fruchtete dieses neue Wissen um die Signatur, zum Beispiel in der Entdeckung des Gifts des roten indischen Skorpions, Buthotus tamales durch Jeremy Sherr. Dieser giftigste Skorpion überhaupt stellte sich als ein wirksames Heilmittel für Corona-Impffolgen heraus und war teilweise auch bei Post-Covid-Symptom-Behandlungen äusserst hilfreich. 

Würde man das unglaubliche Potential der Homöopathie allgemein nutzen, würde den Menschen viel sinnloses Leid erspart bleiben. Es wäre spätestens jetzt an der Zeit, Hahnemann posthum den Nobelpreis für Medizin zu verleihen.

Literatur

– Samuel Hahnemann Organon der Heilkunst, 6. Aufl. hrsg. Richard Haehl, Hippokrates Verlag 1982
– Dr. E. S. Rajendran Nanodynamik, Verlag winterwork 2019
– Jan Scholten Homöopathie und die Elemente, sowie Die geheimen Lanthanide, Narayana Verlag 2016
– Jan Scholten Wunderbare Pflanzen, Narayana Verlag 2021
– Michal Yakir Die wundersame Ordnung der Pflanzen, Narayana Verlag 2019
– Rajan Sankaran Reptilien in der Homöopathie, Narayana Verlag 2021
– Masaru Emoto Die Botschaft des Wassers Vol. 1, Koha Verlag, 2002
– Masaru Emoto Messages from water Vol. 2, Hado Kyoikusha Co. Ltd. 2002
– Theodor Schwenk Das sensible Chaos, Verlag Freies Geistesleben, 1988
– Wolfram Schwenk Hrsg. Wasser verstehen lernen, Sonderheft Sensibles Wasser, Institut für Strömungswissenschaften 1995
– Richard Haehl, Hahnemann-Biographie, Hrsg. K. Thon, T&W Verlags GmbH, 1995
– Willem F. Daems Was sind potenzierte Heilmittel?, Verlag Freies Geistesleben 1993
– Manfred Schleyer Hrsg. Lebenskräfte, Verlag Kooperative Dürnau 2018

Praxis-Tipp von Hendrikje Arzt

«Gib ein Gänseblümchen aus Deiner Umgebung mit pulverisiertem Milchzucker in eine Verreibeschale von rund 10 cm Durchmesser.
Verreibe die Substanzen während 20 Minuten mit einem Pistill und nimm wahr, was sich durch diesen Prozess in Deinem Körper, Deiner Seele und Deinem Geist an neuen Eindrücken zeigt.
Vergleiche Deine Eindrücke mit dem homöopathischen Arzneimittelbild von Bellis perennis in einer homöopathischen Arzneimittellehre.»

Autor

Hendrikje Arzt
D-10717 Berlin
wanta2@hotmail.de
undinenhof.de
freieshomoeopathiekolleg.de
Heilpraktikerin, Praxis für Klassische Homöopathie, tiergestützte Therapie und Traumaheilung, Somatic Experiencing®, Bodynamic®

Gesamte Ausgabe RR 1/2022 Geschwister Hom.

Prof. Kröplin in RR 3/2019: «Homöopathika einer hohen Potenz verändern signifikant das Tropfenbild.»

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